Empire-Chef:

„Mit 200 Leuten keine richtige Stimmung in Disco“

Oberösterreich
21.05.2021 20:00

Tausende stürmen zu den Tests, um endlich ins Gasthaus zu gehen. Bars und Discos nutzt das wenig. „Aufsperren rechnet sich zur Zeit nicht“, sagt Stefan Süß, einer der Betreiber der Discothek Empire in St.Martin/M..

„Krone“: Herr Süß, Sie sind Vollblutgastronom. Hatten Sie durch die lange Schließung finanziell eine Durststrecke?
Stefan Süß: Die Förderungen waren bisher in Ordnung. Wir haben die Bar-Restaurants wieder offen, die Discotheken nicht. Da gibt es momentan auch noch keine Perspektive. Natürlich wird es finanziell immer enger. Ich hoffe aber, dass wir noch länger Kurzarbeit und Mehrwertsteuersenkung beanspruchen können.

Wann waren Sie das letzte Mal in einer Discothek, in der es laute Musik gibt und die Stimmung super ist?
Ganz ehrlich: Vergangenen Sommer hatten einige Discotheken offen. Unser Empire in St. Martin blieb aber geschlossen. Der Betrieb wäre uns zu grenzwertig gewesen.

Warum grenzwertig?
Im Durchlauf einer Nacht kamen früher 2500 Leute herein. Das geht in einer Pandemie natürlich nicht.

Das Empire hat früher um 21 Uhr geöffnet. Mit der aktuellen Sperrstunde um 22 Uhr, müsste man die Disco eine Stunde später schon wieder schließen.
Genau, darum macht Aufsperren für uns keinen Sinn! Und eine Disco lebt halt von der Masse. Wenn nur 200 Leute herinnen sind, kommt keine Stimmung auf. Außerdem ist klar: Je später es wird, desto kommunikativer werden die Leute. Sie kommen sich nahe, Sicherheitsabstand ist kaum einzuhalten. Das hätte man nicht mehr unter Kontrolle.

Andere Öffnungszeiten kommen für die Disco auch nicht in Frage?
Nein, wir haben gerade überlegt, draußen am Parkplatz etwas zu machen. Aber wir wollen das eigentlich nicht, es würde das Typische einer Discothek verwischen. Das Evers sehe ich anders. Da gibt es ab 16 Uhr coole Drinks, chilligen Sound und kleine Snacks, alles in Sitzloungen und mit Abstand.

Rechnen Sie damit, das Empire heuer noch einmal aufsperren zu dürfen?
Die Impfungen schreiten voran. Wir hoffen auf ein Comeback im Herbst. Eigentlich ist es so: Discotheken gehören zur Gastronomie, wir dürften ja aufsperren. Aber Sicherheit und Gesundheit gehen bei uns vor. Wenn die Infektionen eklatant steigen, folgt der nächste Lockdown. Das bringt uns nicht weiter. Man muss halt kreativ sein und sich was anderes einfallen lassen.

Was haben Sie sich einfallen lassen?
Wir haben im Vorjahr die erste Autodisco gemacht, die „Krone“ berichtete.

Haben Sie auch Ideen, die für Sie als Discobetreiber richtig ungewöhnlich sind?
Gerade haben wir in Bayern einen Badesee mit Wasserrutsche und einem Tretbootverleih übernommen. So versuchen wir, unseren Mitarbeitern, die sonst im Empire vollbeschäftigt sind, den Job zu sichern. Im Marketing wurde sowieso weitergearbeitet, denn obwohl zugesperrt ist, muss man in den Social-Media-Plattformen aktiv bleiben. Sonst gerät man in Vergessenheit.

Sie treten seit einiger Zeit auch als Coach auf?
Ja, das hat sich ergeben. Ich mache schon seit 20 Jahren Vorträge für unsere Mitarbeiter und öfters auch in anderen Firmen. Das Mindset einer Person ist in allen Branchen wichtig.

Was meinen Sie denn mit Mindset? Ist das ein besonderer Blick aufs Leben?
Es geht darum, wie ich mit den anderen Menschen umgehe, egal ob im Job oder in der eigenen Partnerschaft. Ich spreche gerne von den „süßen Regeln“.

Verraten Sie uns diese?
Gerne: Schau mir in die Augen! Lächle mich an! Sei dankbar! Sprich mit mir! Hör’ mir zu!

Und die wirken auch in kniffligen Situationen?
Ja, wenn Leistung oder Service einmal nicht so toll sind, der Kellner ist aber freundlich, wird daraus dennoch keine Enttäuschung beim Gast.

Ihr Herzensprojekt nennt sich „Learn4Life“. Alles dreht sich dabei um lebenslanges Lernen. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Ich war in der Schule schlecht. Ich habe nie ein Buch gelesen. Aber dann hat mich jemand auf Hörbücher aufmerksam gemacht. Seitdem höre ich pro Woche ein Buch, und lerne viel dabei. Ich mache gerne in Schulen Vorträge, weil ich glaube, Jugendlichen helfen zu können, wenn ich ihnen - grob umrissen - von mir und den süßen Regeln erzähle.

Sind Sie cool?
Die Jugendlichen finden cool, dass ich Discothekenbetreiber bin, aber mein Leben lang an meiner Persönlichkeit arbeiten will.

Bei „Learn4life“ laden Sie auch andere Leute ein, um Vorträge zu halten.
Ja, Corona hat ein Onlineevent daraus gemacht. Und jetzt starten wir auch noch einen Weltrekordversuch! Wir wollen am 15. Juni rund 15.000 Schüler aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zusammenholen. Das wird die größte Schulklasse der Welt!

Was steht denn am Stundenplan?
Sie arbeiten eine Stunde lang mit Deutschlands erfolgreichstem Persönlichkeitscoach Tobias Beck, natürlich online. Die „Krone“ unterstützt uns ja dabei.

Hand aufs Herz: Sind Sie ein echter Mühlviertler?
Die Mühlviertler sind bodenständig, fleißig, sie lieben Vereine und sind ein bisschen kantig und direkt - und ja, ich gehöre dazu.

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