Jagd-Affäre

Auch diesem Sturm wird die Riegersburg trotzen

Steiermark
09.05.2021 07:00

Die oststeirische Riegersburg ist durch die Jagd-Affäre ins nationale und internationale Rampenlicht gerückt. Wir haben uns unter den Bewohnern umgehört, was sie sagen, wie die Stimmung ist. „Heikel“, so der Tenor. Man wäre lieber für anderes so „berühmt“ geworden.

Der Tag ist trüb bei unserem Lokalaugenschein, es regnet in Strömen auf Burg und Ort, und die Stimmung ist durch die Jagd-Affäre auch nicht gerade sonnig. „Sagen wir es so: Hier sind die Meinungen zweigeteilt“, sagt der Bürgermeister, Manfred Reisenhofer. „Die einen verurteilen das Jagdverhalten total. Andere finden das Thema zu hochgeschaukelt.“

„Hätten nie gedacht, dass er Bären schießt“
Fest steht: Der Prinz ist beliebt im Ort. „Wir hätten uns aber nie von ihm gedacht, dass er Bären schießt, so etwas ist schon erschütternd“, sagt ein Einwohner. Genannt werden will er nicht, aufs Bild auch nicht. „Sehr, sehr heikel, das Ganze“, sagt er. So wie andere im Ort. Der Schatten der Burg ist möglicherweise lang. David Gölles, Inhaber des „Ruotkers“, spezialisiert auf Whiskey, Gin und Rum, hat kein Problem damit, sich offen zu äußern, „da ich Vegetarier bin und in der Jagd vollkommen unbeleckt“, so der ru(h)mreiche Unternehmer. „Ich hab jetzt zum ersten Mal gehört, dass man sich Abschüsse im Ausland kaufen kann. Ich hab die Jagd bislang immer als Hegen und Pflegen eingestuft.“

Über Emanuel Liechtenstein selbst urteilt er nicht, nur so viel: „Es wäre schön, hätten wir für anderes so einen Bekanntheitsgrad erreicht. Unsere Gegend hier ist ein sensationeller Hotspot für Kulinarik geworden, wir ziehen Gäste an, die wir vor Jahren gar nie gehabt hätten. In der Umgebung gibt es Schokolade, Käse, Gin, Essig, wunderbare Gastronomie und noch vieles mehr. Ein Genusseck der Steiermark.“

„Total dekadent das Ganze“, schimpft ein anderer Einheimischer, der ebenfalls nicht genannt werden möchte. „Da wird dem ,gemeinen Volk’ wieder mal vor Augen geführt, was mit Geld alles möglich ist. Eine Sauerei.“

Beschimpft und bedroht
Vor der Burgauffahrt steht ein Polizeiauto. Zufall? Oder Sorge um den Burgherren? Denn was da an Reaktionen auf die umfassende nationale und internationale Berichterstattung (sogar „Bild“ oder „Bunte“ haben berichtet) auf Emanuel Liechtenstein einprasselte, kann niemand gutheißen - egal, wie verwerflich man seinen Bären-Abschuss in Rumänien findet. Übelste Beschimpfungen und Drohungen standen zuletzt auf der Tagesordnung.

Shitstorm auf Sozialen Medien
Der Bürgermeister räumt zwar mit Gerüchten auf, etwa, dass der Gemeinde-Server vor lauter Flut an Emails zusammengebrochen wäre („Wir haben ein E-Mail aus der Schweiz bekommen, ein paar aus Rumänien, das war’s!“). Aber die bekannte Bewertungsplattform Tripadviser etwa musste ihre Kommentarleiste kurzfristig schließen, nachdem ein „Shitstorm“ über der Riegersburg niedergegangen war. Von Facebook hat man das beliebte Ausflugsziel vorerst auch genommen. Da waren Kommentare dabei, für die einem die Worte fehlen.

Reisenhofer hätte das Thema jetzt auch gerne beendet: „Wir hatten im Vorjahr 800.000 Euro an Unwetterschäden, wir sind von Corona massiv betroffen - glauben Sie mir, wir haben echt andere Probleme.“ Nachsatz: „In Riegersburg findet ja gerade die Sonderausstellung zu Cybermobbing statt. Jetzt sehen wir uns selbst mit dem Thema konfrontiert“

Untersuchungen in Rumänien
Bis sich die Wogen endgültig geglättet haben, wird es noch dauern - denn abzuwarten bleiben die Untersuchungen des rumänischen Ministeriums.

Heute scheint auf den Ort schon wieder die Sonne. Über all den Diskussionen, Vorwürfen, Ärgernissen thront die Riegersburg. Mächtig, unbeugsam. Sie hat schon vielen Stürmen getrotzt. Sie wird auch diesen überstehen.

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