Freilassung gefordert

Nawalnys Zustand laut Anwälten immer schlechter

Ausland
07.04.2021 22:52

Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny befindet sich seit Ende März im Hungerstreik, um gegen seine Haftbedingungen zu protestieren. Laut seinen Anwälten habe sich sein Zustand nun erheblich verschlechtert - er verliere nun auch das Gefühl in seinen Händen, sagte Olga Michailowa am Mittwoch. Deutschland forderte einmal mehr die Freilassung des Kreml-Kritikers.

Schon zuvor hatte der Oppositionelle bereits über starke Rückenschmerzen und Lähmungserscheinungen in einem Bein sowie Husten geklagt. Nawalny, der sich seit einer Woche aus Protest gegen seine Haftbedingungen in einem Hungerstreik befindet, wiege derzeit etwa 80 Kilogramm, erklärte seine Anwältin. Bei seiner Ankunft in der Strafkolonie habe der 189 Zentimeter große Mann noch 93 Kilogramm gewogen.

Pro Tag ein Kilogramm Gewichtsverlust
Bei einer MRT-Untersuchung seien zudem zwei Hernien diagnostiziert worden - also ein sogenannter Bauchwandbruch. „Er ist natürlich erschöpft, weil er seinen Hungerstreik fortsetzt und nur Wasser trinkt“, sagte Michailowa. Sein Fieber ist demnach aber gesunken - von 39 Grad am Montag auf nun 37,2 Grad. Nawalnys anderer Anwalt Wadim Kobsew schrieb auf Twitter: „Alexej geht allein, hat Schmerzen beim Gehen.“ Er verliere jeden Tag ein Kilogramm Körpergewicht. „Was die Verwaltung des Straflagers derzeit macht, ist lediglich, ihn vom Hungerstreik abzubringen.“

Der 44-Jährige ist seinen Anwälten zufolge noch immer in einer medizinischen Abteilung des Lagers. Nawalny hatte am Montag auf Instagram berichtet, dass drei seiner Mitgefangenen wegen Tuberkulose in ein Krankenhaus gebracht worden seien.

Ärzte erhalten keinen Zugang
Russische Ärzte hatten am Dienstag beim Straflager in Pokrow rund 100 Kilometer östlich von Moskau vergeblich Zugang zu Nawalny gefordert. Die Mediziner der unabhängigen Allianz der Ärzte forderten nun erneut ein Ende der Folter und die Freilassung Nawalnys, der im Sommer nur knapp einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebte. Er war im Februar in einem viel kritisierten Prozess zu einer mehrjährigen Straflager-Haft verurteilt worden.

Washington sieht politische Motivation
Auch das Weiße Haus äußerte sich am Mittwoch „besorgt“ über den verschlechterten Zustand des Oppositionellen. Washington betrachte die Inhaftierung Nawalnys als „politisch motiviert und als eine große Ungerechtigkeit“, sagte die Sprecherin von Präsident Joe Biden. Ähnlich reagierte Berlin: „Unsere Erwartung ist, dass Herr Nawalny freizulassen ist“, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hatte bereits im Februar Nawalnys Freilassung gefordert, da er das Leben des Oppositionellen in Gefahr sah. Russland lehnte dies jedoch ab.

Nawalnys Bruder wieder auf freiem Fuß
Nach mehr als zwei Monaten im Hausarrest setzte indes ein Gericht in Moskau überraschend den Bruder Nawalnys wieder auf freien Fuß. Oleg Nawalny, die prominente Juristin Ljubow Sobol und zwei weitere Mitarbeiter des Oppositionellen hatten vor der Berufungsinstanz am Mittwochabend Erfolg, wie ein Anwalt aus dem Saal des Stadtgerichts mitteilte.

Politisch motivierte Prozesse?
Ursprünglich hätten sie nach Straßenprotesten am 23. Jänner wegen eines angeblichen Verstoßes gegen Hygieneauflagen in der Corona-Pandemie noch bis Ende Juni im Arrest sitzen müssen. Die Strafen waren als völlig überzogen kritisiert worden - Prozesse gegen Mitarbeiter Nawalnys gelten als politisch motiviert, um die Opposition mundtot zu machen.

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