Schloss Seggau:

Ein Rückzugsort für Bischof Wilhelm Krautwaschl

Steiermark
27.03.2021 09:30

Schloss Seggau ist schon seit dem 12. Jahrhundert im Besitz der steirischen Bischöfe. Stilvoll bescheiden verbringt auch Bischof Wilhelm Krautwaschl in diesem Refugium seine Urlaube.

Von wegen Prunk und Gloria: Dem steirischen Bischof gehört eine einfache Wohnung im oberen Teil der Bastion. Schlicht und funktionell die Einrichtung, geschmackvoll die Modernisierung. „Seit Bundeskanzler Kurz mit der Regierung auf Klausur war, gibt es das schnellste Internet“. Dieser Segen der Technik macht Online-Konferenzen möglich. Nicht jedoch ein barrierefreies Leben. Nach langen Arkadenwegen warten viele Stufen. Einen Lift gibt es nur im Gäste- und Seminartrakt - nicht für den Bischof! „Es ist nicht leicht, Modernes in die alten Gemäuer zu bringen. Da braucht es gute Ideen und viel Geld“, erzählt Krautwaschl. „Früher hat man der Kirche Grund und Boden fürs Einkommen zugesprochen.“ Das hat sich gewandelt, obwohl gut 800 Hektar Wald geblieben sind.

Erlösung? Erst durch Impfung!
Viel Freiraum in eingeschränkten Zeiten, die das Kirchenoberhaupt im ersten Lockdown, also vergangene Ostern, auf Schloss Seggau verbracht hat. Hatten Sie Corona-Angst? „Es war ungut, aber nicht bedrängend für mich. Ein geregelteres Leben zu haben und vieles wieder bewusster wahrzunehmen“, nennt Wilhelm Krautwaschl positive Seiten dieser Pandemie. „Ich bin gespannt, wie schnell ich wieder ins alte Muster zurückfalle.“ Wann haben Sie zuletzt eine Hand geschüttelt? „Gestern, und das ganz bewusst“, lacht er. Wie erfahren wir Auferstehung? „Wenn ich Ostern ernst nehme, dann wird es keine Auferstehung ins alte Leben, sondern in eine geistvoll erneuerte Normalität.“ Wann erwarten Sie die Erlösung? „Die kommt erst mit der flächendeckenden Impfung.“

Ruhiger Ort zum Arbeiten
Die Corona-Fluchtstätte mit Blick auf den Sulmsee ist nun auch offizieller Zweitwohnsitz des Bischofs. „Gott sei Dank! Sonst dürfte ich im Lockdown gar nicht hier sein. Das Schloss ist für mich ein Refugium. Es herrscht ein einfaches Miteinander, das für mich Familie geworden ist. Hier schätze ich die Ruhe beim Arbeiten und die Entspannung“. Dem geregelten Tagesablauf verdankt Krautwaschl auch sein neues Idealgewicht. „Ich bin um 6 Kilo leichter.“ Fastenzeit oder Corona-Stress? „Nein, ich esse am Abend nichts mehr.“

Geheimnisse
Seit November sperrt Corona die Gäste im Tagungs- und Seminarzentrum aus. Eingestellt sind die Führungen durch die Prunkräume mit der umfassendsten Bischofsgalerie der Welt. Für diese Galerie „vorbereitet“ ist auch das Konterfei von Wilhelm Krautwaschl. „Irgendwie schaut das Porträt weniger mir, sondern eher meinem Bruder ähnlich“, schmunzelt der leutselige Ordinarius, der das Geheimnis hinter einer Geheimtür lüftet„. “Das ist mehr ein Fenster zur Kapelle, damit die Bischöfe die Predigten überwachen konnten."

An die große Glocke
Geheimnisse lassen sich hoch über Leibnitz gerne an die große Glocke hängen. Und zwar an die sechs Tonnen schwere „Seggauer Liesl“. Es braucht vier Mann, um die größte historische Glocke der Steiermark an Sonn- und Feiertag jeweils um 12 Uhr läuten zu können. Auch der Bischof packt mitunter an: „Das ist mein einziger Sport. Nach dem Läuten bin ich fix und fertig und reif für die Insel“, gesteht der Weinliebhaber, der auch den ältesten und größten Weinkeller der Steiermark mit den mächtigen 170.000-Liter-Fässern sein Eigen nennt. Diese sind längst leer getrunken und dienen der Dekoration. In einer „Weingruft“ werden aber historische Jahrgänge wie ein Schatz gehütet. „Der älteste Wein ist fast 100 Jahre alt. Fragen Sie mich nicht, ob der noch schmeckt“. Mit Garantie mundet der jüngste Jahrgang aus der bischöflichen Weinproduktion, für die die Weinbaufachschule Silberberg verantwortlich ist. „Die allerersten Flaschen habe ich vor wenigen Tagen zu meinem 58. Geburtstag bekommen. Dieser Wein kommt auch mit zur Osterspeisensegnung“.

Segen via TV
Den österlichen Segen wird der Bischof auch heuer übers Fernsehen spenden. Im letzten Jahr war der spontan im Schloss Seggau angesetzte TV-Segen ein Experiment, der das gewünschte Ziel in der Not nicht verfehlte. 360.000 Zuschauer feierten mit. „Es hat sich sogar ein Bischof gemeldet, der erstmals bei einer Fleischweihe mitgemacht hat“, erinnert sich Krautwaschl, der die Segnung heuer bei den Grazer Elisabethinen bewusst an einem Ort zelebriert, „wo Wunder möglich sind“.

Ostern wird unberechenbar
Einen wundersamen Moment erlebte er auch im letzten Jahr. „Wir waren nur zu fünft im dunklen, menschenleeren Dom und feierten für die ganze Steiermark Auferstehung. Wenn ich daran denke, bekomme ich Gänsehaut“. Wie wird Ostern dieses Mal werden: „Noch unberechenbarer als im letzten Jahr. Ich kann nur hoffen, dass es gut geht.“

Tipp: Osterspeisensegnung mit Bischof Wilhelm Krautwaschl am Karsamstag, 13.10 Uhr, in ORF 2.

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