18. Tag U-Ausschuss

„Schrecklich, was da alles passiert ist“

Burgenland
12.02.2021 08:35
Ihr Entsetzen über das Ende der Commerzialbank Mattersburg schilderte eine der wichtigen Frauen im ehemaligen Vorstand, Maria P. Bis zum Schluss habe sie nichts von den Machenschaften ihres früheren Chefs, Martin Pucher, gewusst, beteuerte die 65-Jährige im U-Ausschuss. Auch von den Vorwürfen gut informierter Whistleblower habe sie keine Ahnung gehabt: „Ich habe den Prüfern vertraut.“

Eine große Rolle habe laut Maria P. ihre Vorstandskollegin Franziska K. gespielt. Sie galt als rigoros. Dasselbe wird Pucher nachgesagt. Ab seinem ersten Schlaganfall 2015 haben ihn Mitarbeiter als kühl, kantig und kontaktscheu beschrieben, K. hingegen als Kontrollmensch, der sich von niemandem etwas sagen ließ. Ähnliches berichtete am Donnerstag P. Schon zweimal hatte sie den U-Ausschuss „geschwänzt“. Weil die Ex-Vorständin die erste Ladung ohne sachliche Begründung abblitzen ließ, war – wie berichtet – über sie eine Beugestrafe von 500 € verhängt worden.

Seit dem Skandal leidet P. unter schweren Beschwerden – Herzrasen, Konzentrationsschwäche und mehr. Das Ende der Bank hat die 65-Jährige „zu tiefst erschüttert“. Sie sei enttäuscht und habe sich die Pleite nicht vorstellen können. Genauso wenig vorstellbar sei für sie das Ausmaß des Millionen-Fiaskos. „Dieses schreckliche Ereignis hat mich aus der Bahn geworfen, ich habe psychische und gesundheitliche Probleme“, sagte P. sichtlich angespannt. Von Puchers kriminellen Geschäften habe sie nichts mitbekommen: „Nicht im Geringsten.“

Pucher kannte Maria P. bereits aus Kindheitstagen vom Schulbus. Ihre Wege kreuzten sich wieder, als sie im Zuge der neuen Commerzialbank 1995 als Vorständin eingesetzt wurde – übernommen von der Raiffeisenbank, in der sie seit 1973 tätig war. „Bei der Gründung hatte Pucher erklärt, er wolle das Geld in unserer Region belassen und nicht dem weit verzweigten Raiffeisen-Netzwerk überlassen“, so P. Mehrmals habe sie in den Jahren danach ans Aufhören gedacht. Doch Pucher habe sie nicht gehen lassen. „Sein Führungsstil war sehr dominant. Er war der Chef. Hat er gesagt, was er will, haben alle versucht, es so zu machen“, erklärte P. Als Grund für ihre Rücktrittsüberlegungen gab sie Pucher und Franziska K. an: „Weil die zwei überzeugt waren, dass sie besser zusammenarbeiten, haben sie mich zur Seite gedrängt. K. wollte die Beste sein, sie hatte Geltungsdrang. Ich wollte zu ihr nicht in Konkurrenz stehen.“

Die Befragung endete abrupt. „Sie sind die erste Auskunftsperson, die es geschafft hat, dass die Fraktionen keine Fragen mehr stellen“, lautete das Fazit der Vorsitzenden, Verena Dunst, vor Ablauf der Zeit. Der Grund: P. hatte zuvor viele Antworten einfach verweigert.

Karl Grammer, Kronen Zeitung

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