Die Zahl der durch die Corona-Pandemie verursachten Todesfälle könnte etwas höher sein als bisher angenommen. Das zeigen von der Wiener Landesstatistik am Freitag veröffentlichte Berechnungen. Demnach starben im Vorjahr in Österreich 8400 Menschen mehr als in normalen Jahren. Offiziell wurden aber „nur“ etwa 6500 Corona-Sterbefälle registriert. Bei der Interpretation der Zahlen mahnte Landesstatistiker Ramon Bauer aber zur Vorsicht.
Dass die Corona-Pandemie in Österreich eine hohe Übersterblichkeit und einen Rückgang der Lebenserwartung um ein halbes Jahr ausgelöst hat, ist bekannt. Auch die von der Wiener Landesstatistik vorgelegten Daten zeigen, dass ein Gutteil der zusätzlichen Todesfälle im Vorjahr durch Covid-19 erklärbar ist. Allerdings könnte es auch eine „leichte Untererfassung“ bei den offiziellen Covid-Todesfällen geben. Denn der gesamte Anstieg der Todesfälle geht über die Anzahl der offiziell registrierten Covid-Sterbefälle hinaus.
Corona-Pandemie nicht mit starker Grippewelle vergleichbar
„Die Untererfassung könnte daher stammen, dass nicht alle, die an Covid verstorben sind, auf Covid getestet wurden“, meint Landesstatistiker Bauer. Er mahnte bei der Interpretation dieser Daten aber zur Vorsicht. Denn der Anstieg der Todesfälle könne auch andere Gründe haben (etwa eine Hitzewelle im Sommer). Mit der sehr starken Grippewelle 2016/17 lässt sich die Corona-Pandemie aus seiner Sicht jedenfalls nicht vergleichen. Denn damals gab es bei den Todesfällen zwar in einzelnen Wochen ähnliche Spitzenwerte, sie hielt aber weniger lange an. In Summe starben also deutlich weniger Menschen.
Höchste Übersterblichkeit in der Steiermark
Allein in Wien sind im Vorjahr um 1550 Menschen mehr verstorben, als in normalen Jahren (davon zumindest 1150 nach einer Covid-Infektion). Die höchste Übersterblichkeit gab es den Berechnungen zufolge in der Steiermark, wo 15,2 Prozent mehr Menschen gestorben sind als in normalen Jahren. Dahinter liegen Kärnten (12,9 Prozent), Salzburg (10,8) sowie Oberösterreich (10,1), Vorarlberg und Tirol (10) sowie Wien (9,8 Prozent). Die geringste Übersterblichkeit gab es in Niederösterreich (6,2) und Vorarlberg (4,2 Prozent).
Im internationalen Vergleich auffällig ist, dass andere Großstädte wie Stockholm und Barcelona durch die erste Welle der Pandemie im Frühjahr deutlich stärker getroffen wurden als Wien. Anders im Herbst: hier stiegen die Todesfälle in Wien (wie auch im Rest Österreichs) stärker an. Ähnlich war aber auch der Trend in osteuropäischen Städten, wo die Übersterblichkeit im Herbst stärker angestiegen sei, wie Bauer betonte.
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