Urnengang in Wien

Wahlkampfauftakt der SP: “Wollen die absolute Mehrheit!”

Österreich
04.09.2010 14:02
Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl hat am Samstag beim Wahlkampfauftakt der SPÖ in der Stadthalle die roten Mitstreiter auf das Wahlziel eingeschworen: "Wir wollen die absolute Mehrheit!" Die Frage nach dem Warum sei einfach zu beantworten, wenn man sich die positive Entwicklung des Lebens in der Stadt in den vergangenen Jahren ansehe. Wenn die FPÖ an die Macht käme, würde sich dies laut Häupl hingegen ändern. Deren Obmann Heinz-Christian Strache wolle mit einem Programm Bürgermeister werden, das "rassistisch, fremdenfeindlich, hetzerisch" sei.

In seiner rund 45-minütigen Rede machte Häupl seiner Fangemeinde klar: Er nimmt das Duell gegen den blauen Herausforderer auf. Während die ÖVP gelegentlich erwähnt wurde - und die Grünen kein einziges Mal - waren Strache und die FPÖ in der ersten Wahlkampfrede des Bürgermeisters omnipräsent. Auch eine konkrete Warnung gab es zu hören: Strache, so zeigte sich Häupl überzeugt, werde, falls er in Wien regieren sollte, die Gemeindebauten verkaufen.

Häupl ortet drohenden FPÖ-Verkauf von Gemeindebauten
Der Wiener SPÖ-Chef erinnerte an die Regierungsbeteiligung der FPÖ im Bund: Dort hätten die Freiheitlichen die Bundeswohnungen verkauft und sich daran bereichert: "Wenn die in Wien tatsächlich das Sagen hätten, dann werden sie dasselbe tun: 220.000 Gemeindewohnungen verkaufen und die Parteikassen füllen." Strache behaupte, die FP sei die Partei der Wahrheit und des Rechts. "Gut. Fangen wir an mit Buwog oder Hypo Alpe Adria. Da lässt sich eine ganze Menge an Wahrheit und Recht herausholen. Da ist noch Potenzial vorhanden", versicherte der Wiener SPÖ-Chef.

"Liebe Freunde, in Zeiten der Krise gibt es besonders viel Ängste, und ich versteh das. Besonders ältere Menschen sorgen sich", so Häupl. Es gebe auch die Angst vor "dem Fremden". Die politische Aufgabe der SPÖ sei es, Ängste zu nehmen. Man müsse mit den Leuten diskutieren und dann handeln. Häupl forderte Rücksichtnahme ein - von allen Bewohnern der Stadt: "Jenen Respekt, den man erwartet, den muss man auch geben."

Fraglich, ob Strache nicht als "Islamist" zu bezeichnen sei
Was die "Truppe von Herrn Strache" tue, sei das Gegenteil. Sie nehme Ängste auf und schüre diese: "Das ist, wie wenn ein Feuerwehrmann kommt und Benzin ins Feuer schüttet." Im übrigen sei fraglich, ob Strache nicht als "Islamist" zu bezeichnen sei. Denn laut Lexikon missbrauche ein solcher die Religion für politische Zwecke. Häupl verwies an dieser Stelle auf Kontakte früherer FPÖ-Politiker in die islamische Welt. Jörg Haider habe wenigsten die Leute nicht beschimpft, die ihm ein Geld gegeben hätten.

Überhaupt habe er, Häupl, manchmal ein "seltsames Gefühl". Er habe mit Haider jahrzehntelang nur gestritten: "Aber wenn ich mir das anhör', was Strache, Kickl und Co. von sich geben, sehne ich mich nach der Intellektualität des Dr. Haider manchmal zurück."

Urbanromantische Mitschunkelhymne zum Abschied
"Nein, diese Stadt ist nicht das Eigentum der SPÖ. Diese Stadt gehört den Wienerinnen und Wienern. Und wenn sie uns mit so viel Vertrauen ausstatten, dann werden sie auch wissen, warum. Und deshalb soll man endlich mit der Wienerinnen- und Wiener-Beschimpfung aufhören", forderte das Stadtoberhaupt.

Häupl ging in seiner Rede auch auf zahlreiche Themen der aktuellen politischen Auseinandersetzung ein - wie Lehrer, Arbeitsmarkt, Steuerpläne oder Mindestsicherung. Nach Hause geschickt wurden die rund 7.000 Teilnehmer der Veranstaltung mit einem eigenen Abschlusslied, vorgetragen von einem bunt gemischten Chor. Begleitet wurde die urbanromantische Mitschunkelhymne "I love Vienna - Vienna loves me" von roten Herzen auf LED-Laufbändern.

Moderatorin Kiesbauer: "Europa blickt auf Wiener Wahl"
Empfangen wurden die rund 7.000 Besucher vor dem Start zunächst von lebenden Sportlerstatuen - bevor sie schließlich von Moderatorin Arabella Kiesbauer als "Friends and Family" begrüßt wurden. "Ganz Europa blickt auf die Wiener Wahl", zeigte sich Kiesbauer überzeugt. Erschienen war zumindest der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoe, um seine Genossen anzufeuern. 

Delanoe griff dabei zu mächtigem Pathos: "Diese Stadt wird auf der ganzen Welt geschätzt und geliebt, weil sie diesen großartigen Bürgermeister hat." Er vertraue für die Wahl auf das Charisma seines Freundes und Amtskollegen Häupl. Auch Bundeskanzler Werner Faymann setzte auf Emotionen. In Wien zähle der Respekt im Umgang mit den Menschen: "Das, liebe Freunde, hat Name und Adresse." Und zwar seien dies die SPÖ und Häupl.

Faymann: "Aufgabe, gegen Gehässigkeit aufzutreten"
Deshalb ist dieser Wahlkampf einer der entscheidendsten Wahlkämpfe", schwor Faymann die Anwesenden ein. Wien sei bei der Lebensqualität, beim Kampf gegen die Armut, beim Umweltschutz und den Arbeitsplätzen ein Vorbild für Europa. Das Gleiche gelte für die Integration: "Deshalb haben die Hetzer in dieser Stadt keinen Platz."

"Unsere Aufgabe, gegen Gehässigkeit aufzutreten, Antifaschist zu sein, hat noch lange nicht aufgehört", beschied der Bundeskanzler mit Hinblick auf die FPÖ. Man werde in Wien weiterhin "die Stärken des solidarischen Zusammenlebens" pflegen. Deshalb müsse Häupl der Kapitän bleiben.

Dazu passend auch der Wahlslogan: "Wer Häupl als Bürgermeister will, muss ihn auch wählen." Dieser ist Teil der Kampagne der Sozialdemokraten, die den Anwesenden via Videoleinwand präsentiert wurde und sich an den Leitlinien Bildung, Arbeitsplätze, Sicherheit, Lebensqualität und Zusammenleben orientiert.

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