Bericht liegt vor

Organ-Krimi am AKH: Keine systematischen Fehler

Wien
23.03.2020 11:19

Vergangenen Oktober wurden in manchen Medien schwere Vorwürfe gegen das Lungentransplantationsprogramm am Wiener AKH (MedUni Wien) geäußert. Eine von MedUni Wien und AKH eingesetzte Audit-Kommission sieht laut den Initiatoren „keine Hinweise auf systematische Fehler“.

Es sei zu keinen Manipulationen oder Benachteiligungen österreichischer Patienten gekommen, hieß es am Montag in einer Aussendung von AKH, MedUni Wien und Krankenanstaltenverbund. Das Team um Walter Klepetko an der Universitätsklinik für Chirurgie in Wien hat in den vergangenen drei Jahrzehnten eines der größten Lungentransplantationsprogramme weltweit aufgebaut. Dies geschah auch in Kooperation mit zahlreichen europäischen Ländern, denen geholfen wurde, eigene derartige Programm einzurichten.

Trotz der Erfolge geriet das Programm Ende Oktober 2019 ins Schussfeld von Medienberichten, darunter auch solche aus Deutschland. MedUni Wien und AKH bestellten sofort ein unabhängiges dreiköpfiges Experten-Auditgremium, das die Vorgänge untersuchte. In den vergangenen Tagen traf auch das letzte der Gutachten ein.

„Keinerlei Hinweise auf Manipulation“
Zu dem gesamten Bericht hieß es am Montag vonseiten des AKH und der MedUni Wien: „Die internationalen Experten kommen darin zur Schlussfolgerung, dass der Großteil der Organzuteilungen, inklusive der Fall einer griechischen Patientin, ohne formale Beanstandung waren und die Größenordnung der nicht vollständig ordnungsgemäßen Fälle, gemessen an den Ergebnissen von Audits in Deutschland, nicht auffällig hoch war. Es liegen hier keinerlei Hinweise auf systematische Fehler oder Manipulationen vor.“

Auch die internen Revisionsberichte der Wiener Stellen hätten „keine gravierenden Unregelmäßigkeiten“ ergeben. Genauso erledigt dürfte auch die Frage von Vergütungen nach Organtransplantationen für ausländische Patienten sein. „Zur Frage der Vergütung der Leistungen über die Sonderklasse an die behandelnden Ärzte und an den Träger der Krankenanstalt AKH Wien (,Infrastrukturbeitrag‘) liegt mittlerweile eine Stellungnahme der Österreichischen Ärztekammer vor, welche die Angemessenheit der Abrechnungen bestätigt“, schrieben AKH Wien und MedUni Wien.

Das Wiener Lungentransplantationsteam hat seit 1989 den strukturierten Aufbau neuer Programme in Drittstaaten unterstützt. Jährlich werden rund hundert Transplantationen von Lungenflügeln durchgeführt. Das hilft speziell Patienten mit chronischen, fortschreitenden und unheilbaren Lungenerkrankungen, zum Beispiel bei fibrotischen Erkrankungen des Lungengewebes, Lungenhochdruck etc.

Griechen baten Wiener Experten um Hilfe
In Medien war der Fall einer 47 Jahre alten griechischen Patientin, die in Wien eine Spenderlunge erhalten hatte, aufgegriffen worden. Das Wiener Team hatte den Aufbau eines Lungentransplantationsprogramms in Athen mit Expertise und Ausbildungsaktivitäten unterstützt. Es gab plötzlich ein passendes Spenderorgan ebenfalls aus Griechenland. Die Chirurgen in Athen wollten ihr Programm nicht mit einem extrem schwierigen Fall beginnen und baten die Wiener Experten noch einmal um Hilfe.

Klepetko schilderte den Fall schließlich so: „Mein Team wurde von den griechischen Kollegen ersucht, diese Patientin ausnahmsweise noch in Wien zu transplantieren. Ich habe dem nur zugestimmt, wenn das aus Griechenland stammende Organ bei Eurotransplant (ein Verteilungszentrum für mehrere europäische Länder) angemeldet würde. Das war transparent, nachvollziehbar und erfolgte nach allen gültigen Regeln. Aufgrund der Kriterien stand dieses aus Griechenland stammende Organ schließlich auch wirklich für den Eingriff an dieser Patientin zur Verfügung.“

Die Kranke wurde nach Wien geflogen. Das Wiener Chirurgenteam unterstützte die griechischen Ärzte bei der Organentnahme und -Vorbereitung. Dann flog das Team wieder nach Wien. Die Patientin erhielt die Lunge transplantiert. Kritik war in Medien daran geäußert worden, dass es in diesem Fall sehr schnell zur Zuteilung des Organs gekommen sei.

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