Emotionale Ausbrüche

So bettelte Benko vor der Richterin um Freilassung

Im Verhandlungssaal E059 des Landesgerichts für Strafsachen Wien spielten sich Ende Juni Szenen ab, die tief blicken lassen: René Benko, einst schillernder Finanzjongleur, heute Untersuchungshäftling und Milliardenpleitier, kämpfte vor der Richterin um seine Freilassung. Die „Krone“ kennt das Protokoll.

In der knapp einstündigen Haftprüfungsverhandlung am 26. Juni legte René Benko persönlich dar, warum er die weitere U-Haft für unverhältnismäßig hält. Besonders emotional wurde es, als es um die angeblich beschränkten Möglichkeiten seiner Verteidigung ging. „Meine Verteidigungsmöglichkeit wird immer unzumutbarer und immer schlimmer“, klagte der Signa-Gründer und verwies auf die Aktenflut von über 15.000 Seiten und mehr als 30 Zeugen.

„Tonnen an Berichten“
Sein wichtigstes Hilfsmittel – ein iPad mit den Ermittlungsakten – sei regelmäßig veraltet, kritisierte Benko: „Ich habe am Montag mein iPad zurückbekommen, das auf dem Stand von vor zwei Wochen ist.“ In einer Mischung aus Wut und Verzweiflung sprach er von „Tonnen an Berichten von der Soko, die nichts anderes sind als ständige Wiederholungen“.

„Fanatisch wird nur Belastendes gesucht“
Was Benko offenbar am meisten zusetzte: Aus seiner Sicht werde entlastendes Material bewusst ignoriert. „Ich habe das Gefühl, Entlastendes wird von den Millionen an Fundstücken nicht aufgenommen. Fanatisch werden einzelne Fundstücke gesucht“, sagte er und kritisierte die Ermittlungsbehörden scharf. Als Beispiel nannte er die jüngste Aussage eines Zeugen, die aus seiner Sicht eindeutig entlastend sei, jedoch im offiziellen Bericht keine Erwähnung finde.

Immer wieder kehrte Benko zum Thema Verteidigung zurück. Oder: zu seiner Unfähigkeit, sich wirksam zu verteidigen. „Ich kann mich nicht mit einem historischen iPad verteidigen. Um mich verteidigen zu können, muss ich mich anhand von E-Mails und sonstigen Dokumenten fundierter äußern können“, erklärte er mit hörbarem Ärger in der Stimme.

„Kein Mord“
In einem fast flehentlichen Appell an die Richterin erinnerte Benko schließlich auch an seine familiäre Situation: „Ich habe drei kleine Kinder, ich würde gerne die nächsten Monate mich mit den Vorwürfen auseinandersetzen, mich verteidigen können.“

Er betonte: „Mir werden Wirtschaftsdelikte vorgeworfen, kein Mord, Vergewaltigung, Terror, was auch immer. Es sind über fünf Monate. Sie können sich sicher sein, ich würde keine Sekunde an eine Tatwiederholung oder Tatbegehung denken, sowieso nicht an eine Flucht.“

Keine Freiheit für Benko
Trotz der emotionalen Einlassungen blieb das Gericht hart. Die Richterin verkündete den Beschluss: Die Untersuchungshaft wird bis 26. August 2025 verlängert. Begründet wurde dies erneut mit der Gefahr der Tatbegehung.

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