Coup an Uni Innsbruck

Kepler-Weltkarte gestohlen – überraschend Prozess!

Tirol
07.04.2019 08:00

Der Fall sorgte über Tirol hinaus für Aufsehen: Aus der Bibliothek der Universität Innsbruck verschwand im Juli 2017 eine historische Weltkarte des berühmten Astronomen Johannes Kepler. Im Visier der Ermittler stand ein deutscher Pensionist (65), eine Hausdurchsuchung bei ihm verlief aber erfolglos. Jetzt die Überraschung: Laut „Krone“-Recherchen steht der Mann noch im April wegen des Innsbruck-Coups in seiner Heimat vor Gericht.

Mit rund 30.000 Euro wird der Wert der Weltkarte aus dem Jahr 1627 angegeben, der ideelle Verlust für die Universität lässt sich mit Geld nicht beziffern. Die Karte (71 mal 43 Zentimeter) war ein Anhang zu Keplers „Rudolfinischen Tafeln“. Es war das letzte große Werk Keplers, die gestohlene Karte der damals bekannten Welt war ein Anhang dazu. Kepler war Astronom und Mathematiker der schon damals schrieb, dass sich alle Planeten in elliptischen Bahnen und nach festen Gesetzmäßigkeiten um die Sonne bewegen.

Verdächtiger ließ sich Werk zeigen
Das Entsetzen an der Universität Innsbruck war groß, als die Weltkarte plötzlich aus der Bibliothek verschwunden war. Die letzte Person, die für Keplers Werk Interesse gezeigt hatte und am 28. Juli als Benutzer aufschien, war ein mysteriöser angeblicher Fachbesucher aus Deutschland.

Die Hausdurchsuchung blieb ohne Ergebnis
Die Ermittlungen führten daher zu seiner Heimatadresse, wo es eine Hausdurchsuchung, aber keine Spur von der historisch wertvollen Beute gab. Die Polizei hat aber viele Indizien gegen den Pensionisten gesammelt, denn neben einer Verurteilung wegen eines harmlosen Ladendiebstahls war er auch wegen Kunstdiebstählen in anderen Ländern in Verdacht geraten. Frustrierend für die Ermittler: Klare Beweise wie Videoaufnahmen von den Diebstählen oder der Fund von Beutestücken fehlten stets.

Anklage erhoben, Prozess am 24. April
Auf „Krone“-Nachfrage bestätigte nun aber die Staatsanwaltschaft Bochum, dass gegen den 65-Jährigen wegen des Innsbruck-Coups am 21. Jänner Anklage erhoben worden war. Laut Staatsanwalt Christian Kühnert findet der Prozess am 24. April am Amtsgericht Witten (Nordrhein-Westfalen) statt.

Akten: „Berüchtigter Bibliotheksbesucher“
Die dortige Gerichts-Direktorin Barbara Monstadt hat einen dicken Akt vor sich, der auch das Vorleben des Angeklagten enthält. Unter anderem stand der deutsche Rentner bereits in Antwerpen (Belgien) wegen eine vorgeworfenen Kunstdiebstahls vor Gericht. Auch dort ging es um eine historische Karte, der Wert betrug 9000 Euro. In den belgischen Akten ist von einem „berüchtigten deutschen Bibliotheksbesucher“ zu lesen, doch auch hier gab es einen Freispruch. Die schwierige Beweislage dürfte auch die Verhandlung zum Innsbrucker Fall zu einem Prozess-Krimi mit ungewissem Ausgang machen. „Es sind auch zwei Zeugen aus Innsbruck geladen“, sagte die Richterin, auf die eine knifflige Aufgabe zukommt.

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