Nur wenige Studierende ziehen Busfahren als Nebenjob in Betracht. Doch die Innsbrucker Verkehrsbetriebe bieten ein attraktives Teilzeitmodell an, welches viele begeistert.
Als der Schnupperbus der IVB rückwärts und unter lauten Piepgeräuschen in den Campus der Technik einfährt, zieht er viele interessierte Blicke auf sich. Genau darum gehe es, erklärt IVB-Personalleiterin Birgit Haidacher: „Wir wollen mit der Aktion unser Teilzeitmodell an Studenten heranbringen.“ Dazu dient nicht nur die Schnupperfahrt entlang des Liniennetzes und die Besichtigung der Leitstelle. Sondern auch zwei bereits angestellte Studenten präsentieren das Modell.
Ausbildung nebenher
Denn der Fachkräftemangel macht auch vor den IVB nicht halt. Durch Linien- und Angebotserweiterung steigt der Personalbedarf ständig. Deshalb ist Haidacher dankbar für das Teilzeitmodell: „Dadurch, dass wir von Montag bis Sonntag von 4.30 Uhr bis 1.30 Uhr morgens Betrieb haben, können wir unterschiedliche Teilzeitvarianten anbieten.“
In ihre Ausbildung müssen die Studenten zwar Zeit, aber kein Geld investieren. Der D-Führerschein im Wert von etwa 2500 Euro wird vom Arbeitgeber bezahlt, dafür besteht eine zweijährige Vertragsbindung. Auf die Fahrschule folgt eine einmonatige innerbetriebliche Ausbildung. „Dieser Monat muss Vollzeit absolviert werden, dazu bieten sich die Ferien gut an“, fügt Haidacher hinzu. Die Einschulung zu Linien, Tarifsystemen und Fahrbetriebsmitteln werde von Trainern übernommen.
„Den Führerschein kann man wunderbar neben dem Studium machen, auch die Ausbildung war entspannt“, sagt der 25-jährige Christopher Gatzke. Der Deutsche studiert in Innsbruck Bauingenieurswesen und verdient sich seit August 2017 mit Busfahren etwas dazu.
Schnuppern für alle
Auch der Architekturstudent Julian Weber ist von dem Modell begeistert: „Ein wichtiger Pro-Punkt ist die Diensteinteilung. Wenn ich Prüfungen zeitig bekannt gebe, reagiert die Firma flexibel.“ Die Dienstpläne werden an die Vorlesungen der Studenten angepasst.
Doch Haidacher stellt klar, dass nicht die ganze Belegschaft aus Studenten bestehen kann: „Je mehr Teilzeitbeschäftigte, umso komplexer die Diensteinteilung. Doch es hilft in vielen Situationen, beispielsweise bei Verkehrsspitzen oder zu Randzeiten.“ Die Schnupperfahrten, welche es seit letztem Jahr gibt, sind generell ein absolutes Erfolgsmodell. „Wir konnten mit den bisherigen zwei Fahrten schon sechs neue Mitarbeiter dazugewinnen“, gibt die Personalleiterin stolz an. Demnächst sind deshalb vier Schnupperfahrten geplant: am 28. März und 16. April für alle Interessierten sowie am 26. März und 2. April speziell für Studenten.
Mitarbeiter bewerben
Christopher war schon immer vom Busfahren begeistert und freut sich deshalb besonders über die Stelle. „Es macht Spaß, mit so einem großen Gefährt durch die Stadt zu fahren. Überhaupt ist es toll, dass man den ganzen Tag fahren darf.“ Er zeigt den interessierten Studenten gerne das Innere des Busses und lädt sie auf eine Fahrt ein.
Mundpropaganda sei besonders wertvoll, sagt Haidacher: „Es ist einfach viel authentischer. Unsere besten Rekrutierungspartner sind unsere Mitarbeiter.“
Julian ist von seinem Nebenjob überzeugt. Für ihn ist Busfahrer ein spannender Beruf: „Man hat die Verantwortung über ein großes Fahrzeug und viele Menschen. Für einen Fahrgast ist zwar jede Runde gleich, doch für den Fahrer bietet jede einzelne Runde neue Herausforderungen.“
Mirjana Mihajlovic, Kronen Zeitung
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