Männertrakt überfüllt

Zusatzbetten werden in Gefängniszellen gezwängt

Tirol
10.03.2019 10:02

In der Justizanstalt „Ziegelstadl“ in Innsbruck mussten im Vorjahr 20 Haftplätze Besprechungszimmern weichen. Die Annahme war, dass sich die Anzahl der Insassen reduzieren werde. Doch Fehlanzeige! Im Männertrakt müssen derzeit sogar Zusatzbetten in die Zellen hineingezwängt werden, um alle Inhaftierten unterzubringen.

Die Rechnung war einfach: In jeder Abteilung wurde eine Haftzelle mit fünf Plätzen umfunktioniert, damit dort Psychologen therapeutische Gespräche mit den Insassen führen können. Auf die allgemeine Statistik hätte sich dieses Vorhaben positiv auswirken sollen. Die Anzahl der Häftlinge hätte sich nämlich bei gleichbleibendem Personalstand reduzieren sollen.

„Doch der Schein trügt, wir haben in der Zwischenzeit deutlich mehr Insassen als zuvor“, erklärt Gewerkschafter Erich Kleinhans und führt weiter aus: „Es geht sogar so weit, dass wir in bereits ausgelasteten Zellen zusätzliche Stockbetten hineingeben, damit alle Inhaftierten Platz haben.“

„Ein unzumutbarer Zustand“
Nicht jeder Haftraum sei davon betroffen. „Dennoch befinden sich die Inhaftierten teils auf engstem Raum. Das ist ein unzumutbarer Zustand“, sagt Kleinhans. Auch Gewerkschafter Oliver Wille ist verärgert: „Die Besprechungszimmer werden auf jeder einzelnen Ebene im Schnitt nur rund 15 Minuten pro Tag genutzt. Diese Räume hätten wir somit nie benötigt. Man hätte die therapeutischen Gespräche mit den Insassen auch weiterhin in der Besuchsabteilung führen können.“

„Auslastung beträgt 99,97 Prozent“
Was sagt das Justizministerium zu diesen Schilderungen? „Wir können zu einzelnen organisatorischen Vorgängen leider keine Auskünfte geben“, teilt Christine Ratz von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit mit. Zur Belegsituation der Justizanstalt Innsbruck äußerte sie sich hingegen: „Diese konnte 2017 verbessert werden. Die Haftplätze wurden von 495 auf 475 reduziert. Die heutige Auslastung beträgt 99,97 Prozent.“

Nutzung noch ungewiss
Zudem bestätigt Ratz, dass die Besprechungsräume mit Ende 2018 realisiert wurden. „In Anbetracht der erst kürzlich erfolgten Fertigstellung kann eine seriöse Aussage zur Nutzung der Räumlichkeiten noch nicht getroffen werden“, sagt sie. Trotz mehrerer Anfragen der „Tiroler Krone“ bei Justizminister Josef Moser (ÖVP) gab es bisher keinerlei Stellungnahme dazu.

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