„Krone“-Kommentar
Glaubt die EU, es gäbe keine Zukunft ohne sie?
Die EU fordert schnelle Ansagen aus London, die britische Politik ist mit sich selbst beschäftigt: Nach dem historischen „No“ zum Brexit-Vertrag ist keine Lösung für den EU-Austritt Großbritanniens in Sicht.
„Europa hat langsam die Nase voll“, sagte ORF-Korrespondent Tim Cupal nach der Ablehnung des Brexit-Deals im britischen Unterhaus am Dienstagabend. Das war gleichermaßen unpräzise wie arrogant.
Denn Europa, das sind wir alle. Bürgerinnen und Bürger von 27 Staaten, die jetzt zusehen müssen, wie der 28. Staat sich entfernt. Da sind wie bei jeder Trennung viele ambivalente Gefühle im Spiel. Genervt sein zählt eher nicht dazu.
„Weder dumm noch selber schuld“
Im Gegenteil: Der Brexit bringt uns dieses liebenswerte Volk, das auf der linken Straßenseite Auto fährt, sein Pfund unserem Euro vorzieht und Entfernungen lieber in Füßen als in Metern bemisst, noch näher. Nur weil die Briten nicht so abgestimmt haben, wie Brüssel es gerne hätte, sind sie noch lange nicht dumm oder selber schuld - schuld sind höchstens jene, die nicht von ihrem Abstimmungsrecht Gebrauch gemacht haben.
Im Gejammere um die Schrecklichkeit des Brexits gehen die Gründe, warum sich 17,4 Millionen, nur knapp mehr als die Hälfte der Wählerinnen und Wähler, beim Referendum 2016 gegen die EU entschieden haben, ein wenig unter.
„Trennung in Würde“
Der Respekt vor dieser Entscheidung wäre die Basis für eine Trennung in Würde. Der Mächtigere (EU) wünscht dem Schwächeren (Großbritannien) trotz unüberbrückbarer Gegensätze und auch vieler Kränkungen von Herzen alles Gute für die Zukunft. Oder glaubt die EU, es gäbe keine Zukunft ohne sie?
Conny Bischofberger, Kronen Zeitung
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