Kritik an Reform

Bresnik schimpft: „Das ist der Tod des Davis Cups“

Tennis
19.08.2018 11:38

Eben von einem Kurzurlaub in Griechenland zurückgekehrt, saß Günter Bresnik am Sonntag schon wieder im Flugzeug. Kurz vor der Abreise zur US-Open-Vorbereitung zu seinem Schützling Dominic Thiem nach New York, äußerte sich Bresnik einerseits zum Gesundheitszustand Thiems, andererseits hat er auch eine klare, ablehnende Haltung zur Davis-Cup-Reform.

„Dominic hat noch nichts trainiert. Wir werden heute Abend eine Stunde locker schlagen, dann wird man das Training langsam steigern und schauen wie er am Donnerstag, Freitag beieinander ist“, meinte Bresnik am Sonntag. Thiem sei auch mit seinem Arzt Johann Pidlich in telefonischem Kontakt gewesen. „Es sind alle krank gewesen, auch (Sebastian) Ofner und (Dennis) Novak. Es kann sein, dass sie sich in Kitzbühel etwas eingefangen haben, dort waren viele Leute krank“, berichtete Bresnik.

Novak sei diese Woche drei Tage im Bett gelegen und hat den Flug nach New York deshalb auch verschoben. „Bei Dominic zieht es sich halt leider ein bisschen lange“, so Bresnik. Man wisse nicht, ob Thiem die Verkühlung schon aus Europa mitgenommen habe, oder aus der Kombination Jet lag, Flug oder dem Besuch in einem Kinderspital etwas entstanden sei.

Über die bevorstehenden US Open wollte Bresnik daher vorerst nicht viel sprechen und sich beim Wiedersehen mit Thiem nach drei Wochen ein persönliches Bild machen. „Jetzt im Moment ist für mich der Davis Cup interessant, und dass er beim Davis Cup wieder in guter Form ist und die letzten Turniere im Jahr noch gut spielt.“ Vom 14. bis 16.9. trifft ja Österreich in Graz im Weltgruppen-Play-off auf Australien. Es wird der letzte Länderkampf im „best of five“-Modus sein.

Die diese Woche in Orlando vom internationalen Tennisverband (ITF) beschlossene Reform des Davis Cups stößt Bresnik sauer auf. „Für mich ist das der Tod vom Davis Cup. Den Bewerb gibt es nicht mehr. Wenn ich mir jahrelang die ganzen Experten anhöre, auch von den Verbänden, dass der Davis Cup etwas Besonderes ist, weil er davon lebt, dass es Heim- und Auswärtsspiele und diese besondere Atmosphäre gibt: die gibt es nicht mehr“, stellte der 57-jährige Coach klar. „Dann spielt auf neutralem Boden der Herr Mayer gegen den Herrn Huber. Wen interessiert, wenn Seppi gegen Dennis Novak in Moskau spielt? Kein Schwein, interessiert das, da wird keine Atmosphäre sein.“ Und der Termin in der Woche nach dem „Masters“ in London ist für ihn „absurd“: Da spielt doch kein Top-Ten-Spieler, der beim Masters dabei war.„

Vom Verband enttäuscht
Zudem bekräftigte Bresnik, dass sich der Players Council der ATP mit 9:0 einstimmig gegen diese Neuerungen ausgesprochen hat. „Wenn dann die Verbände trotzdem dafür stimmen, kann man ihnen nicht mehr helfen. Ich bin auch enttäuscht, dass sich der österreichische Verband der Stimme enthält. Das verstehe ich gar nicht. Ich und nicht nur ich, habe ihnen oft genug gesagt, was davon zu halten ist. Die, die wissen was Davis Cup ist, brauchen da ja keine Sekunde nachzudenken.“

Dass der große Geldfluss die Entscheidung maßgeblich beeinflusst hat, ist auch Bresnik klar. „Der Verband braucht Geld, aber da können sie sich auch anderweitig darum kümmern, aber das ist das Einfachste: ich brauche keine Veranstaltung machen und kriege mein Geld.“

Bresnik war selbst in zwei Perioden (1992-1993 und 1998-2004) österreichischer Davis-Cup-Kapitän und auch wenn er sich öfter auch einmal schützend vor Dominic Thiem stellt und ihm vom Einsatz beim Davis Cup abrät, so mag er diesen Mannschafts-Bewerb. „Ich war neun Jahre lang Kapitän, es ist ein herrlicher Bewerb. Ich muss ihn nur richtig gestalten. Das heißt nicht, dass alles in Ordnung war, wie es vorher war.“

„Sie haben das Herz des Bewerbs herausgerissen"
Nun hat der Davis Cup auch aus Sicht vieler anderer Spieler und Ex-Spieler seinen Wert verloren. Bresnik: “Erstens mag ich nicht, wenn sich jemand verkauft und zweitens mag ich nicht, wenn das Herz von einem Bewerb rausgerissen wird. Das Herz ist das Heim- und Auswärtsspiel. Jetzt gibt es keinen Belagsvorteil mehr, eine besondere Heimstärke wird es nicht mehr geben. Der Bewerb ist tot, der heißt noch so, aber ist tot.„

Der Deal mit Großsponsor Kosmos, der sich zuvor auch um eine Einigung mit der ATP bemüht hatte, stört Thiem-Trainer und -Manager Bresnik. „Ich liebe Geld und will viel davon haben, aber ich finde es schrecklich, wenn Leute Geld so einsetzen, dass sie Dinge kaputt machen. Das gibt dem Sport nichts Gutes.“

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(Bild: KMM)



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