Hoffen auf Überlebende

Brücken-Inferno macht 634 Anrainer obdachlos

Ausland
17.08.2018 06:00

Nach dem Brückeneinsturz in Genua werden noch immer Menschen vermisst. Die Suche geht weiter, aber die Chancen, Überlebende zu finden, ist gering. Die Regierung droht mit einer Verstaatlichung der Autobahnen und lenkt den Fokus auf den Autobahnbetreiber. Der Handel mit der Aktie musste ausgesetzt werden.

„Es könnte noch zehn bis 20 vermisste Personen geben“, erklärte am Donnerstag der leitende Staatsanwalt Francesco Cozzi in der italienischen Hafenstadt. Bisher hatte der Einsturz der Ponte Morandi 42 Tote gefordert. Zudem gibt es noch 16 Verletzte und mehrere Vermisstenmeldungen. Darum war die schwierige Suche nach möglichen weiteren Opfern in der Nacht auf Donnerstag von den Einsatzkräften unvermindert fortgesetzt worden. Die Hoffnungen, zwei Tage nach der Katastrophe vom Dienstag noch auf Überlebende zu stoßen, schwinden indes.

Spezialisten zerschneiden Trümmer in Betonblöcke
„Letzte Nacht hatten wir kein Glück“, erklärte Feuerwehrsprecher Emanuele Gissi. „Wir haben keine weiteren Opfer mehr gefunden.“ Die Helfer hoffen jedoch auf Hohlräume unter den Trümmern, in denen Verschüttete überleben hätten können. Spezialisten arbeiteten daran, die Trümmer in große Betonblöcke zu zerschneiden und mit Kränen abzutragen. Nur so können Spürhunde in die Ruine der Brücke geschickt werden. Die Arbeit sei sehr gefährlich, da die Trümmer und auch der noch stehende Rest der Autobahnbrücke äußerst instabil sind, so Feuerwehrsprecher Gissi.

Wie gefährlich der Einsatz ist, zeigt sich in einem Video (siehe unten) der italienischen Feuerwehr: Diese konnte den 28-jährigen Gianluca Ardini aus 20 Metern Höhe retten. Der Wagen, in dem der junge Mann festsaß, drohte jeden Moment in die Tiefe zu stürzen.

Umsiedlungen der Anrainer bis Jahresende
Noch sind die Bergungsarbeiten voll im Gange, aber schon jetzt deutet vieles darauf hin, dass die Brücke abgerissen und eine neue errichtet werden soll. Damit macht die Tragödie Hunderte Menschen obdachlos: Sie mussten ihre Wohnungen in den Häusern unter und neben der Brücke aus Sicherheitsgründen verlassen - und das möglicherweise für immer. „Bis Ende dieses Jahres werden wir all diesen 634 in Sicherheit gebrachten Menschen ein neues Zuhause geben“, versprach Innenminister Matteo Salvini.

Nach dem Unglück gerieten Aktienkurse von Autobahnbetreibern massiv unter Druck. Papiere des Atlantia-Konzerns, zu dem der Betreiber Autostrade gehört, brachen um bis zu 26 Prozent ein, Aktien der Konkurrenten SIAS und ASTM verloren bis zu zehn Prozent an Wert.

Unterdessen findet für die Opfer des Brückeneinsturzes am Samstag auf dem Messegelände der Stadt eine Trauerfeier statt. Zur Verabschiedung der bislang gefundenen Todesopfer werden Tausende Menschen erwartet. Für Samstag wurde zudem ein nationaler Trauertag ausgerufen.

Ed Ricker, Kronen Zeitung

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