Pfleger suspendiert

Vorwürfe: „Mein Vater kam sterbend nach Hause“

Steiermark
17.07.2018 05:50

„Mein Vater ist mit Verwirrtheit ins Spital gekommen. Und sterbend nach Hause. Und wie er dazwischen behandelt worden ist oder sein könnte - das macht uns fertig…“ Wie ein 71-jähriger Steirer behandelt wurde, war einer der Aspekte für die Suspendierung der vier Pflegekräfte im Grazer LKH Süd-West.

Das Vierer-Team aus der früheren Sigmund-Freud-Klinik - drei Frauen, ein Mann, drei davon diplomiertes Pflegepersonal - waren suspendiert worden, nachdem ein entsetzlicher Vorwurf laut wurde: Die vier hätten Patienten verbal und körperlich misshandelt (siehe Bericht hier). Seither meldeten sich einige Leser bei der „Krone“ und schilderten ihre Erlebnisse.

Besonders entsetzt hat uns die Mitteilung einer Steirerin. Ihr Vater soll aktiv ins Krankenhaus gegangen - und am nächsten Tag angebunden und in Windeln im Rollstuhl gesessen sein. Als er zur Toilette wollte, hätte man ihn angeschrien. Hier der Brief:

Der erschütterende Brief einer Steirerin
“Mein Vater wurde am 2. Juni aufgrund von Demenz und Verwirrtheit auf die geschützte Station in der Gerontopsychiatrie aufgenommen. Mein Vater war 71, hat das Haus zu Fuß verlassen, um mit der Rettung mitzufahren. Er war nicht inkontinent, konnte allein auf die Toilette gehen, konnte allein essen.“

„Bei meinem ersten Besuch war mein Vater bereits im Rollstuhl und angebunden, was ich aufgrund von Sturzgefahr auch verstehen konnte. Aber eine Windel konnte ich nicht verstehen, da mein Vater sehr wohl in der Lage war, sich zu äußern, wann er auf die Toilette musste. Da man ja bei dieser Station anläuten muss, stand ich vor der Tür und habe dann gehört, wie eine Pflegeperson mit ihm geschrien hat, dass er endlich still sein soll.“

„Ihm wurde ein Mineralwasserflasche hingestellt, er hatte vorhin zwei Gehirnblutungen, seine linke Hand war gelähmt, wie sollte er die öffnen? Als ich gekommen bin, hat er gesagt, ,bitte gib mir was zu trinken’.“

„Am 14. Juni ist er dann um 13.30 Uhr mit der Rettung nach Hause gekommen - in einem katastrophalen Allgemeinzustand. Er hatte 38,9 Fieber und war wirklich dünn, das Brustbein ist richtig herausgestanden. Es war nicht möglich, ihn zu berühren, weil er nur geschrien hat vor Schmerzen. Der Hausarzt hat dann gleich die Rettung verständigt, und er wurde ins LKH Voitsberg gebracht. Das LKH Voitsberg hat dann eine Lungenentzündung und einen Harnwegsinfekt und Fieber festgestellt. Mein Vater ist dann am 20. Juni in der Nacht verstorben.“

„Ich frage mich noch immer, was am 13. Juni passiert ist: Woher kamen die massiven Schmerzen? Wurde er geschlagen, ist er  gestürzt? Wie kann das zuständige Pflegepersonal das nicht merken, dass ein Mensch in so einem schlechten Zustand ist und das nicht weiter meldet? Mein Vater ist mit Verwirrtheit in dieses Spital gekommen und sterbend heimgekommen...“

„Einzelfälle, kein systematisches Problem“
Die „Krone“ konfrontierte den ärztlichen Leiter der Klinik, Michael Lehofer, mit den neuen Vorwürfen: „Dieser Patient war entlassungsfähig, hatte aber danach einen Rückfall; da wurde medizinisch kein Fehler gemacht! Was aber den Umgang mit ihm betrifft, war der ein wesentlicher Aspekt für die Suspendierung.“

Lehofer gibt zu: „Das alles ist schmerzlich für uns und tut uns wirklich furchtbar leid. Aber ich bin überzeugt, dass es Einzelfälle sind. Es gibt kein systematisches Problem! Gerade das ist eine Station mit hohem Niveau, auf die jetzt leider ein gewaltiger Schatten fällt. In dem die vielen positiven Dinge, die hier passieren, nicht mehr sichtbar sind. Wer hinkommt, kann sicher sein, dass er medizinisch und menschlich kompetent behandelt wird.“

Lehofer geht davon aus, dass die supendierten Pflegekräfte gekündigt werden: „Wir brauchen solche Mitarbeiter nicht, die haben bei uns nichts verloren. Wir lernen massiv daraus und werden alle Strukturen überprüfen.“

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