„Drogen und Gewalt“

Eklat in Welser Heim: Jetzt packt Ex-Bewohner aus

Oberösterreich
31.05.2018 06:44

Die Heimleitung nennt es „neue, zeitgemäße pädagogische Methoden“, wenn in der Jugendhilfeeinrichtung „mopäd“ in Wels - wie berichtet - Schuleschwänzen und kriminelle Handlungen sanktionslos toleriert werden. Ein heute 17-jähriger Ex-Bewohner dieser WG packt über Drogen, Gewalt und Diebstahl aus und meint: „Was dort gemacht wird, ist sinnlos!“

Der aus dem Salzkammergut stammende Fabian war nach Problemen mit seinem gewaltbereiten Stiefvater in eine Krisenstelle gekommen. In Niederösterreich, wohin seine Mutter übersiedelt war: „Dort gab es eindeutige Regeln: Um 22 Uhr mussten wir im Heim sein, es gab fixe Essenszeiten, bei Raufereien Handyentzug. Schulbesuch war selbstverständlich.“

Gewalt und Drogen
Auf seinen Wunsch hin - er wollte zurück in seine Heimat Oberösterreich - wurde er vor einem Jahr im „mopäd“ in Wels aufgenommen. „Ich war nicht mehr schulpflichtig und auch kein hoffnungsloser Fall - ich hab’ mich dort nie wohl gefühlt, viele der Jugendlichen waren gewalttätig, es wurden in den Zimmern Drogen konsumiert - und es wurde auch viel gestohlen, die Beute zur Cannabisbeschaffung verkauft“, berichtet Fabian.

„Es wurde geschrien und gerauft“
Folgen hatten die kriminellen Handlungen keine. Fabian: „Es waren meist weibliche Betreuer da, in der WG aber nur Burschen. Es wurde viel geschrien und gerauft, aber die Betreuerinnen hatten eigentlich nichts zu sagen.“ Selbst als einer der betreuten Jugendlichen dem Heim einen Laptop und ein Diensthandy stahl, habe das keine Konsequenzen gehabt: „Mir selbst wurden Handy, Ladekabel und Spielkonsole um 300 Euro gestohlen.“

„Bin vor Gewalt geflüchtet“
Was den heutigen Ex-Bewohner des „mopäd“ auch verwunderte: „Schulpflichtige Burschen bekommen dort 40 Euro Taschengeld im Monat - auch wenn sie nie die Schule besuchen!“ Andererseits bekommt die Einrichtung pro betreutem Jugendlichen 5400 Euro im Monat, auch wenn WG-Bewohner verschwinden: „Ich bin vor der Gewalt zu Freunden geflüchtet, war zwei Monate lang gar nicht in der WG - das Geld vom Sozialhilfeverband haben sie aber trotzdem bekommen!“

„Nur Reden ist sinnlos, bringt nichts“
Sein Vorschlag als ehemaliges Heimkind? „Man müsste sich mit den Jugendlichen mehr auseinander setzen, ihnen nicht alles durchgehen lassen. Es muss einfach Regeln und Konsequenzen geben. Nur Reden ist sinnlos, bringt gar nichts.“

Heim-Skandal landet im Landtag
Die katastrophalen Zustände im Welser Jugendheim „mopäd“ beschäftigen nun auch die Landespolitik. Die FP richtet eine schriftliche Anfrage an SP-Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer. Der freiheitliche Klubchef Herwig Mahr will unter anderem wissen, warum Gerstorfer trotz Kenntnis der Probleme nicht gehandelt hat.

FPÖ stellt Anfrage
„Die Soziallandesrätin behauptet, zumindest von den Schulverweigerungen Bescheid gewusst zu haben“, wirft für FP-Klubchef Herwig Mahr der Heim-Skandal in Wels viele Fragen auf. Er erhofft sich durch eine schriftliche Anfrage nun Antworten von SP-Landesrätin Birgit Gerstorfer.

Notfalls muss rasch gehandelt werden
Überlegt wird auch noch eine mündliche Anfrage im Landtag am Donnerstag. Unter anderem will Mahr wissen, ob die Regelungen ausreichend sind, um künftig derartige Vorkommnisse verhindern zu können. Notfalls müsse rasch gehandelt werden. „Hier kann nicht zur Tagesordnung übergangen werden“, sagt der Freiheitliche Politiker. Die Anfrage soll außerdem aufzeigen, ob es weitere Einrichtungen mit ähnlichen Problemfällen gibt. Hinterfragt wird auch die Förderpraxis.

Johann Haginger, Mario Zeko/Kronen-Zeitung

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