Wirrwarr und Tatsachen

Beim Feinstaub fehlt der Durchblick

Steiermark
28.05.2018 06:30

Das Zahlen-Wirrwarr rund um den Feinstaub ist enorm - ein paar unbestreitbare Tatsachen gibt es dennoch. Müssten die Befürworter von verkehrsbeschränkenden Maßnahmen nicht konsequenterweise eigentlich auch E-Autos verbieten? Jedenfalls gilt: Vorsicht bei jenen, die sich im Besitz der absoluten Feinstaub-Wahrheit wähnen…

Der Wirbel um das Nein zu Fahrverboten oder einer City-Maut in Graz durch SP-Verkehrslandesrat Anton Lang, VP-Bürgermeister Siegfried Nagl und FP-Vize-Bürgermeister Mario Eustacchio hat sich gelegt - klarer wird die Lage nicht. Man muss konstatieren: Beim Feinstaub fehlt der Durchblick. Zu unterschiedlich sind nämlich Experten- und Politikermeinungen.

Die Grünen sehen den Verkehr (Auspuff, Abrieb, Aufwirbelung) zu 45 Prozent als Feinstaubverursacher in Graz und berufen sich auf das Grazer Umweltamt.

Das Umweltamt des Landes Steiermark wiederum sagt: Vier Prozent des Feinstaubs in Graz kommen aus dem Auspuff, ein Prozent entsteht durch Kfz-Abrieb. Den Anteil der Aufwirbelungen lässt das Land offen.

Zahlen-Wirrwarr
An diesen eklatant unterschiedlichen Zahlen sieht man, wie schwierig die Feinstaub-Diskussion ist.

In Deutschland, dem Land der Umweltzonen, hantiert so gut wie jede Stadt mit etwas anderen Basisdaten, welcher Verursacher denn nun genau welchen Anteil am Feinstaubaufkommen hat. Das kann man gerne googeln, aber Vorsicht: Es schwirrt einem angesichts der unterschiedlichen Zahlen bald der Kopf.

Tatsachen
Ein paar Tatsachen sind freilich unbestritten

- Feinstaub ist schädlich. Vor allem die kleinsten Partikel (PM2,5), die sich in der Lunge und sogar im Blutkreislauf festsetzen können.

- Der Auspuff als direkter Feinstaubverursacher spielt eine immer kleinere Rolle (Anteil am Gesamtaufkommen fünf bis zehn Prozent, da ist man sich auch in deutschen Städten mittlerweile weitgehend einig). Uneinigkeit herrscht aber schon wieder, wenn es darum geht, festzulegen, in welchem Ausmaß Bremsen und Reifen Feinstaubquellen sind.

- Autos wirbeln jede Menge Feinstaub auf, auch solchen, den sie gar nicht selbst verursacht haben - wie Straßenbahnen, Busse und der Wind auch. Ob man daraus schließen will, dass Autofahren verboten, bestraft oder eingeschränkt werden soll, wird immer Streitpunkt bleiben. Es gilt auch soziale Aspekte zu bedenken, etwa die Kosten einer City-Maut für den Einzelnen. Übrigens: Auch E-Autos wirbeln Feinstaub auf. Müsste man die dann nicht konsequenterweise ebenfalls verbieten oder beschränken? Auch dieses Beispiel zeigt, wie komplex die Feinstaub-Diskussion ist. 

- Dass Umweltzone, City-Maut, autofreie Tage usw. das Feinstaubaufkommen eindämmen, ist unbestritten, weil logisch. Die Frage ist: in welchem Ausmaß?  Lang, Nagl & Eustacchio meinen, dass der Nutzen  zu gering sei, weil der Anteil des Autoverkehrs am Feinstaub zu gering sei. Es sind vor allem die Grünen, die das diametral anders sehen.

- Landwirtschaft (besonders Viehzucht) und alte Heizungen tragen maßgeblich zur Feinstaubbelastung bei.

Vorsicht und weniger Hysterie
Die Feinstaub-Diskussion darf nicht enden, sollte aber weniger hysterisch geführt werden. - Es gilt: Vorsicht bei jenen, die sich im Besitz der absoluten Feinstaub-Wahrheit wähnen…

Gerald Richter
Gerald Richter
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