Galerie Welz:

Ein eigenwilliger Grenzgänger

Salzburg
09.03.2018 06:58

 Walter Pichler: Zeichnungen und Tempera -Arbeiten aus der Sammlung von Jochen Jung

Walter Pichler galt als eigenwilliger Grenzgänger zwischen Architektur, Skulptur und Design. Er gestaltete zum einen das Tor zum Garten des Wiener MAK, die Abdeckung für die Salzburger Pferdeschwemme, die „Plattform über den Fluss“ in Eggental bei Bozen, oder sein Atelier in St. Martin im Burgenland, wo er ein altes Gehöft in „Idealräume“ für seine Skulpturen verwandelte.

Zum anderen schuf der 2012 verstorbene Künstler aber auch archaische Geschöpfe und technoide Prothesen, denen vor rund einem Jahr das Museum der Moderne die Ausstellung „Radikal: Architektur & Prototyp“ widmete. Für diese sogenannten „Prototypen“, die der Südtiroler, wie er einst selbst ironisch anmerkte „am Küchentisch von Hand herstellte“, experimentierte er mit für die 60er Jahre völlig neuen Materialien wie Aluminium, Kunststoff oder pneumatischen Elementen aus PVC und ließ daraus z. B. einen tragbaren TV-Helm oder einen von der Raumfahrt-Technologie inspirierten „Galaxy Chair“ entstehen.

Neben dieser „Visionary Architecture“, mit der er im Museum of Modern Art in New York, auf der documenta IV in Kassel sowie als österreichischer Vertreter auf der Biennale in Venedig 1982 für Furore sorgte, war Pichler aber auch ein begnadeter Illustrator.

Er gestaltete zahlreiche Buchcover zunächst für den Residenz Verlag und ab 2000 für Jung und Jung, wo er auch auf Jochen Jung traf.

„Wir haben in unserer 40-jährigen Zusammenarbeit an die tausend Cover gestaltet. Dabei habe ich ihm als Lektor, meist bei einem guten Abendessen, den Inhalt des Buches, die Wünsche des Autors sowie auch meine Vorstellungen unterbreitet. Er hatte so ein wunderbares Gespür, dass er diese Beschreibungen, oft noch direkt am Esstisch, in Bildern umsetzte, um sie später in seinem Atelier zur Vollendung zu bringen“, erzählt der Salzburger Verleger, den mit Pichler auch eine enge Freundschaft verband.

„Ich habe sein vielfältiges Schaffen, sei es bei den unterschiedlichen Techniken oder Themen, die von Architektur über Mythologie und Religion bis hin zu Lyrik reichten, sehr bewundert und so natürlich bei vielen seiner Werke auch zugeschlagen. Wobei, von einigen, wie z.B. dem ,Fliegenden Christus’, wollte er sich zunächst gar nicht trennen.“

Letztendlich hat Pichler aber doch nachgegeben, denn mittlerweile kann Jung auf eine beachtliche Sammlung zurückblicken. Diese genießt er allerdings nicht im stillen Kämmerlein, sondern lässt nun bis Ende April in der Galerie Welz auch andere daran teilhaben. Trennen wird er sich von den Bau- und Konstruktionszeichnungen, Sinnbildern sowie figuralen Darstellungen aber vermutlich genauso ungern wie seinerzeit der Künstler.

Tina Laske
Tina Laske
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