Post-Streik

Solidarität aus der steirischen Bevölkerung

Steiermark
11.12.2008 15:10
"Recht habt's", "Ich finde das in Ordnung", "Weiter so" - solidarische und ermutigende Worte hören die vier Streikposten vor dem Grazer Hauptpostamt in der Neutorgasse. Seit Mittwoch, 4.45 Uhr, stehen sie mit ihrem Transparent in der Kälte, verteilen Flugzettel und versuchen, die Passanten für ihr Anliegen zu gewinnen. "90 Prozent der Leute reagieren positiv und nehmen die Informationen gut auf", resümiert Betriebsrat Rudolf Toblier zufrieden.

Ein Pensionist gesellt sich zu den Streikposten. Früher habe er bei der Post gearbeitet, "da war man noch wer", schwelgt der Mann in Erinnerungen. Die Privatisierung habe aus der einst angesehenen Institution einen "Chaosbetrieb" gemacht. "Natürlich" unterstütze er die Streiks. Die habe es früher zwar nicht gegeben, die immer schlechter werdende Situation rechtfertige aber die Maßnahmen.

"Kahlschlag kommt unwiderruflich"
Die überwiegend positiven Reaktionen der Kunden, die zum Teil mit großen Paketen wieder abziehen müssen, sind für die Postler sichtlich wohltuend. Der Blick in die Zukunft bleibt dennoch trüb: "Der Kahlschlag kommt unwiderruflich", sagte Toblier, der Betriebsratsvorsitzender von 35 Grazer Postämtern ist. Seiner Meinung nach könne nur eine politische Lösung die Post retten. Dem Management wird in der Belegschaft spürbar misstraut. Ein wichtiger Schritt wäre das angestrebte Volksbegehren, so Toblier - und drückt sogleich einer Interessierten eine Unterstützungserklärung mit der Bitte in die Hand, diese auszufüllen und bei der Gemeinde abzugeben.

"Geht's einfach mit den Chefs saufen"
Ein Mann mittleren Alters würde gerne zwei Erklärungen ausfüllen, so ärgern ihn die geplanten Schließungen und Entlassungen. Das geht zwar nicht, aber seine Frau dürfte sich wohl solidarisch zeigen, weshalb er noch ein Flugblatt mit Formular nimmt. Einen eigenwilligen Rat hat der Passant für die Streikenden auch parat: "Geht's mit den Chefs saufen und dann zieht ihr sie über den Tisch."

47 steirische Filialen betroffen
Insgesamt werden in der Steiermark 47 Postfilialen gestaffelt zwischen 5.00 und 17.00 Uhr jeweils einige Stunden bestreikt. Die Aktion sei von der Bevölkerung generell positiv aufgenommen worden, die Maßnahme werde als "gescheit" angesehen, sagte Manfred Zierer, Landesvorsitzender der Postgewerkschaft. Warum sich die Steiermark mit den weitaus meisten bestreikten Filialen hervortue? "Die Frage ist, warum in den anderen Bundesländern nicht mehr dabei sind." Alle Mitarbeiter hätten sich freiwillig gemeldet, in der Schließzeit die Kunden zu informieren und Unterstützungserklärungen zu verteilen.

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