Krallenscharf

Frosch kratzt mit gebrochenen Knochen

Wissenschaft
29.05.2008 16:42
Amphibien sind sonderbare Kreaturen. Manche werfen zur Ablenkung Körperteile ab oder wechseln zur Tarnung ihre Farbe. Doch die Verteidigung des afrikanischen Haarfrosches stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten: Er bricht sich seine eigenen Knochen zur Verteidigung und kratzt damit seine Gegner.

„Der Trichobatrachus robustus stellt alles in den Schatten“, sagt David Blackburn vom Department of Organismic and Evolutionary Biology. Der Amphibienforscher und sein Team glauben, eine Froschart entdeckt zu haben, die zur Verteidigung ihre eigenen Knochen bricht und sie dann als Krallen ausfährt.

Scharfe Froschkralle
Die scharfen Klauen des Frosches sind im normalen Zustand in den Endgliedern der Fußknochen fest verankert. Ein Ende der Klaue scheint mit einem Muskel verbunden zu sein, der sich, sollte das Tier angegriffen werden, zusammenzieht. Dieser Vorgang lässt dann die Kralle ausfahren, indem das scharfe Ende des Knochens abbricht und sich durch die Fußhaut nach außen bohrt. „Das Endresultat sieht dann aus wie die Pfote einer Katze“, erklärt Blackburn. Allerdings besteht die Kralle des Frosches - im Gegensatz zu anderen Tieren - nicht aus Horn (Keratin), sondern aus reinem Knochen.

Totes Material
Diese Ergebnisse Blackburns stammen allerdings von Untersuchungen an totem Museumsmaterial. Nicht bekannt ist, wie der Vorgang des Krallenzeigens in der Natur abläuft und was geschieht, wenn sich die Kralle wieder zurückzieht beziehungseise ob das überhaupt möglich ist, denn der Muskel, der die Knochenspitzen wieder einziehen könnte, fehlt. Blackburn vermutet, dass sich der Knochen wieder automatisch unter die Hautoberfläche zurückzieht, sobald sich der Muskel entspannt. Er wäre nicht verwundert, sollten Teile der Wunde heilen und sich das Gewebe regenerieren.

Wunderwuzzis
Dass Tiere mit ihren Knochen außergewöhnliche Dinge anstellen, war den Forschern bereits vor der Entdeckung des Wunderfrosches bekannt. Der Spanische Rippenmolch (Pleurodeles waltl) zum Beispiel kann Rippenknochen an die Oberfläche dringen lassen um mit den Knochenspitzen Feinde abzuwehren. Dieses Phänomen wurde auch bei elf Froscharten in Kamerun festgestellt. Dort wurden Froschlurche entdeckt, die an ihren Armen scharfe Dornen aus Horn tragen. Die Tiere werden übrigens von den Kamerunern gerne verspeist. Der Wunderfrosch stellt allerdings alle in den Schatten und ist die bisher bizarrste Entdeckung des Forscherteams. (pte)

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