2000 Jahre alt

Archäologen gelang Sensationsfund in Tirol

Tirol
30.07.2025 17:00

In den vergangenen drei Wochen konnten Archäologen der Universität Innsbruck auf der „Hohen Birga“ bei Birgitz ein über 2000 Jahre altes Gebäude aus der Eisenzeit freilegen. Sie präsentieren nun spannende Details – etwa, dass das Gebäude Brandspuren aufweist.

Bei der „Hohen Birga“ handelt es sich um einen kleinen bewaldeten Hügel. Bereits 1938 konnte der Archäologe Oswald Menghin dort ein erstes lang gezogenes Gebäude mit mehreren Räumen – das Haus I – freilegen, das von ihm aufgrund seiner Größe von 23 Meter Länge und 8 Meter Breite und seiner prominenten Lage umgehend als „Haus des Häuptlings“ gedeutet wurde. Eine Weiterführung der ursprünglich für mehrere Jahre geplanten Ausgrabungen verhinderte der ausbrechende Zweite Weltkrieg.

„Kennzeichnend sind Korridore“
Seit einigen Jahren finden neue archäologische Ausgrabungen durch das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck in diesem Gebiet statt. Dabei wurde bereits eine Reihe von Gebäuden freigelegt, die in den künstlich terrassierten Hang eingetieft waren. „Kennzeichnend für diese Gebäude sind aus großen Steinen in Trockenbauweise errichteten und mit monumentalen Steinplatten abgedeckten gewinkelten Korridore, durch die die Häuser betreten werden konnten“, sagt Florian Müller, Leiter der Ausgrabungen. Über diesen Gang gelangte man in die eigentlichen Innenräume.

Die Archäologen bei der Freilegung
Die Archäologen bei der Freilegung(Bild: F.M. Müller, Innsbruck)
Eifrig waren sie in Birgitz bei der Sache.
Eifrig waren sie in Birgitz bei der Sache.(Bild: F.M. Müller, Innsbruck)
Auf diesem Bild sind Grabungstagebücher zu sehen.
Auf diesem Bild sind Grabungstagebücher zu sehen.(Bild: F.M. Müller, Innsbruck)
Ausgrabungen von Oswald Menghin (1938)
Ausgrabungen von Oswald Menghin (1938)(Bild: F.M. Müller, Innsbruck)

„Häuptlingshaus“ von 1938 untersucht
Im diesjährigen Sommer wurde das Hauptaugenmerk auf den Bereich der historischen Ausgrabungen von 1938 gelegt und der Ostteil des Hauses I erneut untersucht, um die Arbeiten anhand der zum Teil noch erhalten Grabungsdokumentation, also den alten Grabungstagebüchern, handgezeichneten Plänen sowie Fotos zu überprüfen. „Ziel ist es, durch gezielte Nachschau einen größtmöglichen Nutzen und Erkenntnisgewinn aus den alten Unterlagen zu ziehen und diese in Kombination mit den Ergebnissen der neueren Grabungen somit auch für moderne Forschungen wieder nutzbar zu machen“, berichtet Müller.

Herdstelle entdeckt
Da die Größe und der eigenartige Grundriss des Hauses Fragen aufwarfen, sollten aber auch bislang noch nicht freigelegte Gebäudeteile aufgespürt werden. Im nördlichsten Raum fand sich dabei auf dem Lehmfußboden eine runde, aus flachen Steinen errichtete Herdstelle. Zudem konnten an der neu entdeckten Nord- und Ostmauer zahlreiche verkohlte Balken der ursprünglichen Wände zum Teil noch in Originallage gefunden, dokumentiert und geborgen werden. Alles spricht daher dafür, dass das Gebäude im Zuge eines Brandes, möglicherweise im Zuge der römischen Eroberung des Alpenraumes, zerstört worden war.

„Chaletdorfartiges Aussehen“
Außerdem stellte sich heraus, dass es sich gar nicht um ein sehr großes lang gezogenes Gebäude, sondern um mehrere kleinere Häuser jeweils mit den bereits bekannten Zugangskorridoren handelt. Somit zeigt sich auf der obersten Terrasse der „Hohen Birga“ eine sehr dichte Bebauung mit von Ost nach West bislang vier bis fünf eng nebeneinanderliegenden Gebäuden. „Mit einheitlicher Frontausrichtung und Eingängen zur Sonnenseite nach Süden kann man sich auch aufgrund der ursprünglichen aufgehenden Wände und Dächer aus Holz ein fast chaletdorfartiges Aussehen vorstellen.“ 

Korridore können im Original bestaunt werden
Neben den archäologischen Ausgrabungen wurde auch an der weiteren Ausgestaltung des archäologischen Freigeländes auf der „Hohen Birga“ gearbeitet. Von dem halben Dutzend freigelegter Gebäude wurden mittlerweile zwei konserviert. Die beeindruckenden gewinkelten Korridore, die aus massiven, in Trockenbauweise errichteten Mauern bestanden, können im Original bestaunt werden. Die ursprünglich aus Holz errichteten Inneneinbauten wurden rekonstruiert und alles mit Schutzbauten überdacht. Dadurch soll Besuchern ein grundlegender Eindruck von Architektur, Bautechnik und schlussendlich Lebensweise der Menschen in der Eisenzeit ermöglicht werden.

Kultur der Räter
Die „Hohe Birga“ wurde in der Eisenzeit von den Rätern bewohnt. Ihr Siedlungsgebiet war seit dem Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. der Alpenraum vom Unterengadin im Westen über Nordtirol und Teile Oberbayerns bis nach Osttirol im Osten und umfasste im Süden die Regionen Südtirol und Trentino bis zum Gardasee. Ihre Siedlungen – zumeist kleine weilerartige Dörfer, aber auch Einzelhöfe – lagen im Talbodenbereich oder auf natürlich geschützten Kuppen. Die Siedlung auf der „Hohen Birga“, die zu den bislang größten der damaligen Zeit in Nordtirol gezählt werden kann, dürfte nach fast 300 Jahren Bestehens wohl mit der Eroberung und militärischen Besatzung Nordtirols durch die Römer 15 v. Chr. ihr rasches Ende gefunden haben.

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