Die 77-seitige Anklageschrift wirft drei der Beschuldigten vor, im Zeitraum von Oktober 2001 bis Jänner 2003 den BfJ auf Basis von NS-Gedankengut geschaffen zu haben, um "durch dauerhafte Wiederbetätigung und Propaganda die verfassungsmäßige Struktur der Republik Österreich durch eine Volksgemeinschaft nationalsozialistischer Prägung zu ersetzen". Sie hätten sich als Leiter, dessen Stellvertreter und "Propagandachef" führend in der Organisation betätigt.
Der Verteidiger der drei, Herbert Schaller, sprach in seinen Ausführungen von einem "Polit-Prozess". Seine Mandanten seien lediglich "junge Menschen, die das Schicksal ihres Volkes in die Hand nehmen wollen". Sie würden sich lediglich mit politischen Fragen beschäftigen, aber nicht im nationalsozialistischen Sinn wiederbeträtigen. Sie würden ehrenamtlich politisch arbeiten und ihre Freizeit dafür opfern. Das Wiederbetätigungsgesetz sei überhaupt ein "längst verblichenes Ausnahmegesetz", das einst unter dem Druck der Besatzungsmächte vom Parlament beschlossen worden sei.
Verteidiger: "Meine Mandanten sind harmlos"
Die beiden anderen Beschuldigten sollen laut Anklage als "Leiter der Einsatzgruppe" und als rechtlicher Berater aktiv gewesen sein. Ihr Verteidiger Andreas Mauhart bemühte sich, die Harmlosigkeit seiner Mandanten zu unterstreichen: Der mutmaßliche Rechtsberater habe meist nur Artikel, die er per E-Mail bekommen habe, auf Rechtschreibfehler und Ähnliches überprüft. Sein zweiter Mandant - laut Anklage der "Sportwart" - sei für das "Kampftraining" zuständig gewesen. Dieses sei lediglich "Tae-Bo-ähnlicher Quatsch" in einem Fitness-Center gewesen. "Meine Mandanten werden sich nicht schuldig bekennen und ich bin überzeugt, dass auch das Beweisverfahren nichts anderes ergeben wird", gab sich der Verteidiger optimistisch.
Weitere Punkte der Anklage betreffen eine Zeitschrift mit einer Auflage von rund 1.000 Exemplaren, die vom Staatsanwalt bezüglich Inhalt und Aufmachung ebenfalls als "nationalsozialistische Wiederbetätigung" gewertet wird. Die drei Hauptangeklagten sollen außerdem maßgeblich an der Organisation des "Tags der Volkstreuen Jugend" beteiligt gewesen sein. Die Veranstaltung, die am 17. März 2007 in St. Johann im Pongau (Salzburg) stattfinden sollte, wurde von der Exekutive aufgelöst.
Statt des Verhandlungstermins am Donnerstag wird es eine von der Verteidigung geforderten Akteneinsicht geben. Die Richterin hat den Prozess auf den 17. Juli vertagt.
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