Ex-UKIP-Chef Farage:

“Brexit erster Schritt zu einem anderen Europa”

Ausland
13.03.2017 06:18

Brexit-Wortführer und Ex-UKIP-Chef Nigel Farage hat wieder einmal mit deftigen Sprüchen gegen die Europäische Union für internationale Aufregung gesorgt. "Die EU ist ohne Zustimmung der Völker gegründet worden, sie funktioniert ökonomisch und politisch nicht", sagte der Brite in einem Interview mit dem Schweizer "Tagesanzeiger". Er hoffe zudem, dass der Brexit ein erster Schritt zu einem anderen Europa ist: "einem Europa unabhängiger Staaten". Farage nannte die Schweiz als künftiges Vorbild für die westliche Welt und streute US-Präsident Donald Trump Rosen.

Laut Farage würde das Votum für den Brexit heute viel höher ausfallen als bei der Abstimmung im vergangenen Jahr. Warnungen zahlreicher internationaler Ökonomen, wonach der Brexit katastrophale wirtschaftliche Auswirkungen für Großbritannien hätte, nehme er jedenfalls nicht ernst. Im Gegenteil: "Wir sind längst daran gewöhnt, dass sich absolut nutzlose Ökonomen in allem, aber wirklich in ­allem irren. Diese Idioten sagten, die britische Wirtschaft würde nach einem Brexit in den Abgrund stürzen. Nichts davon ist geschehen", sagte der Brite im "Tagesanzeiger".

Farage: "EU unfähig, ihre eigenen Probleme zu lösen"
An der EU ließ Farage wie gewohnt kein gutes Haar - am liebsten würde er sie abschaffen. "Ich trete für einen eigenständigen demokratischen Staat ein, nicht für ein internationales Gebilde wie die EU, das die nationale Souveränität einschränkt." Und weiter: "Tatsache ist, dass die EU unfähig ist, international mit einer Stimme zu sprechen. Genauso wie sie unfähig ist, ihre eigenen Probleme zu lösen. Der Euro hat die Union in einen nördlichen und einen südlichen Teil gespalten. Die Vision eines Europa, das dank der EU geschlossen auftritt und gegenüber den USA, Russland oder China für seine Interessen kämpft, ist ein Mythos."

In der gegenwärtigen Situation wäre die Europäische Union lediglich ein Macht- und kein Friedensprojekt. "Wir hatten vor rund 20 Jahren den Jugo­slawienkrieg, den die EU eher angeheizt als verhindert hat. Die EU hat versucht, sich in die Ukraine auszubreiten, was zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit Russland geführt hat. Und nun spricht man davon, eine europäische ­Armee zu gründen und Nuklearwaffen anzuschaffen", kritisierte Farage.

"Schweiz zeigt, wie ein Land außerhalb der EU gedeihen kann"
Die Schweiz sei für ihn das große Vorbild in Europa. Unser Nachbarland zeige, "wie ein Land auch außerhalb der EU ge­deihen kann. Die Schweiz beweist, wie unrecht alle Brexit-Gegner hatten, als sie während des Abstimmungskampfes behaupteten, es sei für ein kleines Land unmöglich, sich alleine auf der Weltbühne zu behaupten. Die Schweiz ist für uns beispielhaft, weil sie ihre Außenbeziehungen auf bilaterale Verträge mit anderen Ländern abstützt."

Trumps Umgang mit Medien: "Er hat das Recht dazu"
Rosen streute Farage auch dem neuen US-Präsidenten Trump. "Er ist ein persönlicher Freund. Seine Marschrichtung stimmt. Was mich be­eindruckt, ist sein unbändiger Wille, seine Versprechen gegenüber dem ­amerikanischen Volk einzulösen. Das ist bewundernswert." Auch der teilweise respektlose Umgang Trumps mit den Medien schockiere Farage nicht: "Trump hat ohne jeden Zweifel das Recht dazu."

Reservierter reagierte Farage auf die europäischen Rechtspopulisten Geert Wilders (Niederlande) und Marine Le Pen (Frankreich). Was die Ablehnung der EU und des Euro betreffe, sei er mit Wilders einig, aber dessen Ansichten zum Islam lehne er teilweise ab.

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