Kopftuch-Skandal

VdB: “War mein Fehler, wenn man so will”

Österreich
04.05.2017 16:10

"Hin und wieder wird man auch etwas sagen müssen, wo man im Moment viel Kritik einsteckt. Aber auf Dauer wird vielleicht doch verstanden, was man eigentlich sagen wollte." Über diesen sprachlichen Umweg versucht Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Gespräch mit der "Krone" am Donnerstag eine Erklärung für sein missverständliches, manche meinen eher verunglücktes Beispiel mit dem Kopftuch und dem Davidstern in der NS-Zeit zur heutigen Lage der Muslime. "Es war mein Fehler, wenn man so will", sagt das Staastoberhaupt.

Seine Aussage, wonach der Tag kommen werde, wo man alle Frauen bitten müsse, "aus Solidarität" ein Kopftuch zu tragen, sowie der Vergleich mit dem Davidstern sorgte nicht nur hierzulande, sondern auch international für heftigen Wirbel. Satte 82 Prozent der "Krone"-User sprachen sich für eine offizielle Erklärung des Staatsoberhaupts aus.

Erste Stellungnahme zur Kopftuch-Causa
In Van der Bellens dezentem Eingeständnis mag dessen Fähigkeit zum selbstkritischen Rückblick zum Ausdruck kommen. Ein wenig wirkt es jedoch auch, als würde er sich der Kritik und dem Unverständnis in der Öffentlichkeit über seine Aussagen beugen. Von der eigentlichen Botschaft rückt Van der Bellen nicht ab.

VdB im Video: Kopftuch für alle Frauen "aus Solidarität"

"Fehler lag mehr in der Formulierung"
Rückblickend, so gibt das Staatsoberhaupt zu verstehen, mag der Fehler mehr in der Formulierung gelegen sein, die aus dem Anlass gerissen einen falschen Eindruck erzeugt habe. Vielleicht möchte der Bundespräsident jetzt auch nur einen Schlusspunkt unter eine zunehmend schräger verlaufende Debatte setzen.

Kopftuch als "ziviler Widerstand gegen Diskriminierung"
Abgesehen davon hätte es der Präsident jetzt wohl vorgezogen, über seine ersten 100 Tage in seinem neuen Amt zu reden. Geredet wird aber nun über Kopftuch und Davidstern. Und da beharrt Van der Bellen darauf, dass er das nicht als Vergleich, sondern "als Beispiel für zivilen Widerstand" verstanden wissen will. Es sei ihm um die Darstellung des "zivilen Widerstands gegen die Diskriminierung einer Minderheit" gegangen. Der Bundespräsident mag sich gewissermaßen ein scheues "Mea Culpa", aber kein laut vorgebrachtes "Maxima Culpa" abringen.

Holocaust, KZ: Fokus auf Vorgeschichten von Verbrechen legen
Und im Trubel der Missverständnisse interpretiert sich Van der Bellen selbst. Er sorge sich "seit Langem, dass wir uns immer so sehr auf das Schlussverbrechen, den Holocaust, die Konzentrationslager fokussieren, und zu wenig mitdenken, was schon in den 1920er- und den 1930er-Jahren passiert ist": die Vorbereitung, die Entwürdigung, die Diskriminierung - erst diese Vorgeschichte erkläre, wie es dann dazu kommen konnte, die Menschen auch physisch zu vernichten. Das wollte Van der Bellen mit seiner Kopftuch-Davidstern-Geschichte sagen. Sagt er.

Claus Pándi, Kronen Zeitung/krone.at

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