Absage an AMS-Chef

Sobotka gegen Lehrstellen für junge Asylwerber

Österreich
10.07.2017 16:00

AMS-Vorstand Johannes Kopf will den Lehrstellenmarkt für junge Flüchtlinge, die auf ihren Asylbescheid warten, weiter öffnen. Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) hat dieser Forderung am Montag eine Absage erteilt: "Wir können in einer Zeit, in der Österreich massiv durch einen Flüchtlingsstrom belastet ist, nicht ernsthaft über eine Öffnung des Arbeitsmarktes, in welcher Form auch immer, reden", so Sobotka in einer Aussendung.

"Ich bin für eine generelle Öffnung des Lehrstellenmarktes für alle Asylwerber unter 30 Jahren, die eine hohe Anerkennungswahrscheinlichkeit haben", sagte Kopf am Montag. Das AMS würde sie laut ihm dann durch Förderungen, Sprachkurse und Coachings unterstützen und mit Jugendlichen zusammenbringen, denn: Während 60 Prozent aller Asylberechtigten in Wien leben, sind die meisten Lehrstellen im Westen Österreichs zu finden. Würde die Regierung eine entsprechende Regelung finden, könnten einige Asylwerber laut Kopf schon im Herbst mit einer Ausbildung beginnen.

Innenminister Sobotka hält das für den falschen Weg: "Dieses Signal würde innerhalb kürzester Zeit via soziale Netzwerke in die Herkunftsstaaten durchdringen und Menschen motivieren, sich auf den Weg nach Zentraleuropa zu machen." Zudem würde Jugendarbeitslosigkeit in Österreich nicht die passende Ausgangssituation bieten, "um sich über eine Öffnung des Lehrstellenmarktes für Asylwerber Gedanken zu machen". Viele würden auch die notwendigen Sprachkenntnisse nicht erfüllen.

Flüchtlinge als "Fachkräfte von morgen"?
Für Martin Gleitsmann, Abteilungsleiter Sozialpolitik und Gesundheit der Wirtschaftskammer Österreich, hingegen wäre es eine Win-Win-Situation: "Das wäre nicht nur ein ganz essenzieller Schritt für rasche und effektive Integration, sondern daneben auch ein wichtiger Hebel zur Bekämpfung des Fachkräftemangels für unsere Betriebe."

Ziel solle sein, aus jugendlichen Flüchtlingen Fachkräfte von morgen zu machen, sagte Gleitsmann in Reaktion auf den Vorschlag von Kopf, den die Sozialpartner schon vor rund einem Jahr der Regierung vorgelegt hätten. Der derzeitige beschränkte Zugang auf Berufe mit Fachkräftemangel sei unflexibel und bürokratisch. Die vorgeschlagene Maßnahme betreffe ohnehin nur jugendliche Asylwerber, die voraussichtlich einen positiven Asylbescheid und damit freien Arbeitsmarktzugang bekommen.

Grüne: "Ausbildung ist Schlüssel zu Integration"
Positiv äußerten sich auch die Grünen und die NEOS. "Ausbildung ist der Schlüssel zur gesellschaftlichen und sozialen Integration", so Judith Schwentner, Sozialsprecherin der Grünen. Sie kritisiert, dass sich die ÖVP bei den Verhandlungen um das Ausbildungspflichtgesetz gegen eine Ausbildung junger Asylwerber gestellt habe. Die NEOS erklärten, der Zugang zu Lehre und Arbeitsmarkt für Asylwerber entlaste letztlich den Staat.

Caritas-Präsident Michael Landau begrüßt den Vorstoß ebenfalls: "Unternehmen und die Wirtschaft können hier wichtige Partner gelingender Integration sein." Er plädiert in diesem Zusammenhang auf eine Ausweitung der Ausbildungspflicht bis 18 Jahre auch auf Asylsuchende. "Geflüchtete 16-Jährige haben heute oft keine Chance, in eine Schule zu kommen", so Landau.

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