Vor G20-Gipfel

Massendemos in ganz Europa

Ausland
28.03.2009 18:58
Zehntausende Menschen haben am Samstag in mehreren europäischen Großstädten gegen die Politik der großen Industrienationen in der Finanz- und Wirtschaftskrise protestiert. Allein in London versammelten sich rund 35.000 Menschen. In Berlin lag die Teilnehmerzahl bei etwa 15.000. Auch in Wien fand am Nachmittag eine von der Gewerkschaft unterstützte Demonstration statt. An dem "friedlichen" Protest beteiligten sich etwa 6.500 Personen. Hintergrund ist der G20-Gipfel, zu dem sich die führenden Industrie- und Schwellenländer am kommenden Donnerstag in London treffen.

Mit Plakaten und Spruchbändern machten die Demonstranten in London unter dem Motto "Jobs, Gerechtigkeit und Klimaschutz" ihrem Unmut über Armut und das Weltfinanzsystem Luft. Zu dem friedlichen Marsch vom Londoner Regierungsviertel zu einer Großkundgebung im Hyde Park kamen nach Angaben der Polizei rund 35.000 Menschen. Unter dem Namen "Put People First" hatten sich mehr als 150 Gewerkschaften, Friedensaktivisten und Umweltschutzgruppen zusammengetan. Aus Angst vor Unruhen waren tausende Polizisten im Einsatz.

Bilder der Demos findest du in der Infobox!

"Wir zahlen nicht für eure Krise"
In Berlin versammelten sich rund 15.000 Teilnehmer unter dem Motto "Wir zahlen nicht für eure Krise" vor dem Roten Rathaus, um gemeinsam gegen den Kapitalismus und für eine "solidarische Gesellschaft" zu demonstrieren. Die Demonstranten forderten auf Flugblättern und Transparenten, die Banken für die Krise in Haftung zu nehmen statt Arme und Beschäftigte. Sie befürchten, dass Geringverdiener die Folgen der Finanzkrise mit Steuergeldern bezahlen müssen. Nötig sei ein solidarisches und ökologisches Weltwirtschaftssystem. Am Rande der Demonstration kam es zu Randalen. Es habe Auseinandersetzungen mit Autonomen und Festnahmen gegeben, erklärte ein Polizeisprecher. Augenzeugen sprachen von mehreren Hundert Autonomen, die sich Gerangel mit der Polizei lieferten.

In Frankfurt am Main gingen laut Polizeiangaben rund 12.000 Menschen gegen die Verursacher der Wirtschaftskrise auf die Straße. Der Aufmarsch verlief nach Polizeiangaben ruhig, es seien lediglich einige Papierpanzer angezündet und ein paar Eier geworfen worden. Die Veranstalter, das kapitalismuskritische Bündnis "Wir zahlen nicht für eure Krise", sprachen von 55.000 Teilnehmern in Berlin und Frankfurt und werteten die Proteste als "vollen Erfolg".

6.500 demonstrierten in Wien
Auch in Wien fand am Nachmittag eine von der Gewerkschaft unterstützte Demonstration statt. Während sich die Demonstranten in anderen österreichischen Städten sehr einsam gefühlt haben müssen, folgten in der Hauptstadt viele dem Protest-Aufruf der mehr als 250 Organisationen. Laut Polizei marschierten rund 6.500 Leute vom Westbahnhof in Richtung Parlament. Ausgestattet mit Transparenten – "Wir zahlen nicht für eure Krise", "Wer nicht streikt, hat schon verloren" - Fahnen, Luftballons und Trillerpfeifen, legte der Tross am Nachmittag den Verkehr in der Innenstadt lahm. Ausschreitungen gab es keine, alles verlief friedlich.

"Die schwerste Kapitalismus-Krise seit 1929 trifft uns alle: massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, verlorene Häuser und Geldanlagen, teure Lebensmittel. Die Regierungen, die die Krise wesentlich zu verantworten haben, retten jedoch vorrangig die Banken und die Reichen", so Attac Austria, die federführende Organisation hinter der Großdemo. So wie viele andere musste Studentin Sabine Gaier nicht erst lange überlegen, ob sie zum Protestmarsch erscheint: "Wir müssen uns wehren und auf die Straße gehen, sonst verlieren noch alle ihre Jobs."

Britische Polizei warnt vor massiven Protesten
Die Polizei hat vor dem G20-Gipfel vor einer "noch nie dagewesenen" Gefahr durch Proteste gewarnt. "Das ist eine der größten, herausforderndsten und kompliziertesten Operationen, die wir jemals abgeliefert haben", sagte Simon O'Brien, einer der Verantwortlichen für die Sicherheit bei dem Gipfel am kommenden Donnerstag. Es seien während der kommenden Tage so viele Aktivitäten wie noch nie geplant.

O'Brien warnte auch vor Unruhestiftern, die seit Jahren erstmals wieder aktiv werden könnten. Soziale Netzwerke wie die Internetplattform Facebook würden ständig nach Hinweisen durchsucht.

Von Doris Vettermann und Michael Pommer, Kronen Zeitung, und krone.at

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