Todescrash in Thailand
Justizkrimi um jungen Red-Bull-Milliardär „Boss“
Er gilt in Thailand bisher als unantastbar: Doch 13 Jahre, nachdem der prominente Spross der Mehrheitseigentümer von Red Bull mit seinem Sportwagen einen Polizisten erfasste und tödlich verletzte, gibt es jetzt neue Ermittlungen.
Zur dramatischen Vorgeschichte: Anfang September 2012 fuhr der für seinen Jet-Set-Lebensstil unter dem Spitznamen „Boss“ bekannte Spross von Thailands – mit auf 45 Milliarden Dollar geschätztem Vermögen – reichstem Unternehmerclan, Vorayuth Yoovidhya, einen Motorrad-Polizisten in Bangkok nach einer Partynacht mit seinem Ferrari tot.
Der Enkel des Mitbegründers des Dosenimperiums, dessen Familie 51-Prozent-Mehrheitseigentümer ist, schleifte den Beamten rund 200 Meter weit mit und flüchtete dann von der Unfallstelle.
Seither gibt es in Thailand ein juristisches Tauziehen um den Red-Bull-Erben. Mehrere Anklagepunkte, darunter Geschwindigkeitsüberschreitung und unterlassene Hilfeleistung, verjährten. „Boss“ Vorayuth versäumte mehrfach Gerichtstermine unter Berufung auf Krankheit oder Auslandsaufenthalte.
Empörung bei Bevölkerung
Schließlich rang sich die Justiz zu einem Haftbefehl durch, da hatte sich der Milliardärssohn aber längst ins Ausland (vermutet wird er in London, wo die Familie Immobilien besitzt) abgesetzt. In Thailand war und ist die Empörung nach wie vor groß. Reiche und privilegierte Kreise könnten es sich richten, so die Meinung in der Bevölkerung.
Ehemalige Polizei-Granden im Visier
Höhepunkt in dem Thriller war jetzt ein viel beachteter Prozess gegen zwei frühere Staatsanwälte, den Ex-Polizeigeneral und andere damals leitende Beamte vor dem Zentralen Strafgerichtshof für Korruption und Amtsdelikte in Bangkok. Den acht Verdächtigen wird vorgeworfen, das Tempo, mit dem der Red-Bull-Erbe den Motorradpolizisten erfasst hatte, in den Behördenunterlagen gefälscht zu haben.
Staatsanwalt hält Verdächtige weiter fest
Alle Angeklagten bekannten sich im Prozess für nicht schuldig. Letztlich wurden in erster Instanz nur die beiden ehemaligen Staatsanwälte zu zwei bzw. drei Jahre Haft verurteilt, die anderen freigesprochen. Sie müssen aber trotzdem weiter in Haft bleiben. Denn Thailands Generalstaatsanwalt gibt sich in dem Justizkrimi nicht mit der Straffreiheit der Beschuldigten zufrieden – und will das umstrittene Freispruch-Urteil anfechten!
Hintergrund für die aktuellen Ermittlungen nach 13 Jahren: Neue Beweise sollen die Geschwindigkeitsmanipulation bei Untersuchungen des Todes-Ferraris belegen.
Verjährung nach 15 Jahren
Für Thailands Justiz tickt jedenfalls die Uhr. Der letzte verbleibende Tatvorwurf der fahrlässigen Tötung – dafür drohen im Falle einer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft – verjährt im September 2027. Genau 15 Jahre nach dem Drama. Dann bleibt die Unfalltragödie endgültig ungesühnt. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
Die neu angeordneten Nachforschungen in dem heiklen Fall könnten auch ein Signal der thailändischen Justiz an die Mächtigen im Land sein. Denn jüngst wurde die Ministerpräsidentin abgesetzt. Zum Verhängnis wurde ihr ein geleaktes Telefonat, in dem sie sich dem damaligen kambodschanischen Herrscher angebiedert haben soll. Das Verfassungsgericht hatte die Entlassung der suspendierten Spitzenpolitikerin angeordnet.
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