Plausibelste Theorie

Flug MH370: Was wirklich an Bord geschah

Ausland
26.03.2014 12:53
Seit dem Verschwinden der Boeing 777 der Malaysia Airlines auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking rätselt die Welt darüber, was tatsächlich an Bord der Maschine geschehen ist. Dass sie in den Indischen Ozean gestürzt ist, gilt bereits als sicher. Und auch wenn das Rätsel vielleicht niemals ganz gelöst wird, erscheint mittlerweile eine Theorie am wahrscheinlichsten: Ein Feuer ist an Bord ausgebrochen. Durch den Rauch wurden die Piloten ohnmächtig. Irgendwann schaltete sich der Autopilot ein und hielt die Maschine auf Kurs, bis das Kerosin ausging.

So denkt unter anderem Chris Goodfellow, ein langjähriger Pilot aus Kanada, der seine Theorie vor Kurzem gegenüber der US-Computerzeitschrift "Wired" ausführlich erläuterte. Für ihn ist der entscheidende Beweis die Änderung der Flugrichtung, nachdem Flug MH370 rund eine Stunde nach dem Take-off in Kuala Lumpur von den Radarschirmen verschwunden war.

Experte: "Ein sehr erfahrener Pilot"
"Zaharie Ahmad Shah war ein sehr erfahrener Pilot mit 18.000 Stunden Flugerfahrung. Routinierte Piloten wissen immer, wo der nächstgelegene Flughafen ist. Wir wissen, welche Landemöglichkeiten es hinter uns, unter uns und vor uns gibt. Wenn irgendetwas passiert, weißt du, was du zu tun hast: Suche den nächsten Flughafen", erklärt Goodfellow.

Und tatsächlich liegt auf dem südwestlichen Kurs die Insel Pulau Langkawi, auf der ein passender Flughafen mit einer langen Landebahn und weit und breit keinerlei größere Gerbirgsketten vorhanden sind. "Der Pilot flog nicht zurück nach Kuala Lumpur, weil er wusste, dass er eine gebirgige Region mit Gipfeln in mehr als 2.400 Metern Höhe erneut überfliegen müsste. Er hat also alles richtig gemacht", ist Goodfellow felsenfest davon überzeugt, dass der 52-jährige Pilot ein Held war - und kein suizidgefährdeter Mensch oder Flugzeugentführer.

"Feuer einzig logische Erklärung"
Doch was zwang die beiden Piloten zu dieser Kursänderung? Und warum setzten sowohl der Transponder als auch das Kommunikationssystem ACARS aus? Für Goodfellow gibt es nur eine logische Erklärung dafür: Ein Feuer brach an Bord aus. Es gebe zwei Arten von Bränden, erklärt der Kanadier: einen Kurzschluss mit anschließendem Feuer oder überhitzte Reifen, die einen Glimmbrand verursachen können. Vor allem Letzteres ist besonders dramatisch, da sich giftiger Rauch bildet, an dem die Menschen an Bord ersticken können.

Dagegen helfen auch die für die Passagiere vorgesehenen Sauerstoffmasken wenig, da sie keine Filter eingebaut haben. Goodfellows Schlussfolgerung: Die Besatzung ist ohnmächtig geworden, sodass das Landevorhaben nicht mehr durchgeführt werden konnte und der Autopilot den Kurs beibehielt, bis sämtliche Systeme ausfielen oder der Sprit ausging und die Maschine rund acht Stunden nach dem Start am Indischen Ozean aufschlug.

Treibstoffmenge und Flugdauer passen zusammen
Die Satellitenberechnungen, die jüngst von der malaysischen Regierung präsentiert wurden, korrelieren mit der Menge an Treibstoff und der Flugdauer bis zum Absturz. Bruce Rodger, Chef der Luftfahrt-Beratungsfirma Aero Consulting Experts, glaubt ebenfalls an Goodfellows These. Allerdings ist für ihn ein Feuer im Frachtraum plausibler, wie er im "Time"-Magazin erklärt.

Flughöhe geändert, um Flammen zu ersticken?
In diesem Zusammenhang verweist Rodger auf Tausende Lithium-Ionen-Batterien, die sich als Ladegut im Frachtraum befunden haben. Außerdem meinte der Luftfahrtexperte, dass die Höhenwechsel der Maschine auf dem südwestlichen Kurs als verzweifelter Versuch gedeutet werden können, die Flammen zu ersticken.

Billie Vincent, ehemaliger Sicherheitschef der US-Luftfahrtbehörde FAA, führt indes gegenüber der Zeitschrift "Air Traffic Management" aus, dass das Flugzeug ins Meer gestürzt sein müsse, da die Satelliten kein Notsignal empfangen hätten, wie es bei einem Absturz an Land zu erwarten sei.

Keine Entführung: Pilot hätte versteckten Code gefunkt
Ein Entführungsszenario wird von allen genannten Experten stark angezweifelt. Schließlich würden Bekennerschreiben oder Ähnliches fehlen. Außerdem sei ein Kurs Richtung Meer eher unüblich, denn größtmöglicher Schaden durch ein Attentat könnte nur in stark bevölkertem Gebiet angerichtet werden. Außerdem hätte der letzte Funkspruch ("Alles in Ordnung. Gute Nacht!") keinerlei versteckte Codes für eine Entführung oder eine andere Art von Notsituation enthalten, meint Goodfellow. "Es gibt zahlreiche Wege, wie Piloten auf solche Situationen hinweisen können."

Sämtliche Spekulationen, die von einer Gewalttat ausgehen - darunter auch der gezielte oder versehentliche Abschuss des Passagierflugzeugs -, werden durch das Vorliegen der jüngsten Erkenntnisse, wonach Flug MH370 im Indischen Ozean endete, leiser.

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