Nach Olympia-Pleite

Minister Darabos: “Es gibt zu viele Reformverweigerer”

Sport
13.08.2012 10:37
Weg vom "Gießkannen-Prinzip", hin zur gezielten Förderung von "Prime-Sportarten" - mit diesem Konzept als Fundament will Sportminister Norbert Darabos nach der Pleite bei Olympia 2012 in Rio 2016 wieder für rot-weiß-rote Erfolge und vor allem Edelmetall sorgen. Warum das System nicht längst Realität ist? "Weil es zu viele Reformverweigerer gibt", wie Darabos am Montag im Ö3-Wecker unter anderem erklärte. Mit ÖOC-Präsident Karl Stoss hat der Minister indes wieder Frieden geschlossen, wie die "Krone" erfuhr.

Der "Misserfolg" in London lasse ihn "nicht kalt", zeigte sich Darabos via Ö3 vom Abschneiden der ÖOC-Athleten nach wie vor enttäuscht: "Daher müssen wir für die Zukunft einiges ändern." Konkret müsse eine Förderung angestrebt werden, "die für den einzelnen Sportler bei Olympia 2016 auch Erfolg bringen kann". Als Vorbild dient Darabos dabei das australische Modell, bei dem einzelne Sportarten mit realistischen Medaillenchancen herausgepickt und besonders gefördert werden. Dass er mit seinen Aussagen während der Spiele für Aufregung gesorgt hatte, sei "durchaus kalkuliert" gewesen, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Kampf gegen die Verweigerer
Seit zwei Jahren kämpfe er dafür, die Förderungsrichtlinien auf neue Beine zu stellen. Dass es bisher nicht geklappt hat, liege nicht an ihm. "Es gibt zu viele Reformverweigerer im österreichischen Sport", rechtfertigte sich der SPÖ-Minister. Ob ihn selbst denn gar keine Schuld treffe? "Sicher, ich habe durchaus konsensorientiert versucht, auch mit ehemaligen Olympia-Medaillengewinnern einen Prozess in Gang zu setzen, aber es leider noch nicht so geschafft, wie ich es mir vorstelle."

"Missverständnis" um "Olympia-Touristen"
Seinen berüchtigten "Olympia-Touristen"-Sager, mit dem der bekennende Fußball-Fan so manch rot-weiß-roten Athleten in London vergrault hatte, wollte er retrospektiv als "Missverständnis" abtun: "Ich habe niemanden als 'Olympia-Touristen' bezeichnet, der in London war. Ich habe höchsten Respekt vor den Leistungen der Sportler, die sich qualifiziert haben. Aber es hat einige Sportler gegeben, die ihre eigenen Verbände kritisiert und unter schlechten Trainingsbedingungen gelitten haben. Und genau darum geht's: Wir versuchen, die besten Rahmenbedingungen zu schaffen."

Dennoch: Dass sich so mancher Sportler in London mit Rang 27 in diversen Vorläufen zufriedengibt, sei mit seinem Verständnis von erfolgreicher Sportausübung nicht kompatibel: "Ein Hermann Maier hätte das nicht gesagt. Er hat sich geärgert, wenn er Zweiter wurde. Das soll aber keine Geringschätzung der Leistungen in London sein. Wir haben ja auch tolle Erfolge gefeiert – etwa mit den vierten Plätzen von Dinko Jukic oder Delle Karth/Resch."

Wen er konkret mit "Olympia-Touristen" gemeint hatte, ließ Darabos trotz mehrmaligen Nachhakens des Interviewers weitgehend unbeantwortet. Nur so viel: "Wir müssen versuchen, auch bei Olympischen Sommerspielen vier bis sieben Medaillen heimzubringen. Das sind wir den Steuerzahlern, die dem Sport ihr Geld zur Verfügung stellen, schuldig."

Versöhnung mit ÖOC-Boss Stoss
Dem ÖOC wollte Darabos jedenfalls keine Schuld an der Medaillen-Misere in London geben. "Das ÖOC kann überhaupt nichts dafür", so der Minister. "Das ÖOC ist derzeit eine Beschickungsagentur. Die Verantwortlichen müssen also nur darauf achten, dass bei Olympia selbst die Bedingungen für die Athleten gut sind." Mit ÖOC-Boss Stoss hat Darabos indes Frieden geschlossen, wie die "Krone" erfuhr. "Wir setzen uns jetzt sofort an einen Tisch und planen gemeinsam für Rio", versprach Stoss. Auch Darabos zeigte sich gegenüber der "Krone" wieder harmoniebedürftig: "Wir können über alles reden, auch über den Wunsch des ÖOC, für die Förderungen verantwortlich zu sein. Stoss ist ja mein Mistreiter im Kampf um notwendige Reformen."

"Keine Ausreden mehr"
Zunächst gelte es aber, gemeinsam mit den Verbänden zu definieren, welche Sportarten zu "Prime-Sportarten" geadelt werden sollen. "Wir müssen die Verbände auch finanziell besser ausstatten, damit die punktuelle Vorbereitung einzelner Athleten besser werden kann", so Darabos, der das neue Gesetz noch in diesem Jahr auf Schiene bringen und umsetzen will. "Und dann gibt's keine Ausreden mehr", nahm sich der Minister letztlich doch auch selbst in die Pflicht: "Dann sind wir, die politisch Verantwortlichen, genauso schuld wie die Sportler, die keine Medaillen schaffen."

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(Bild: KMM)



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