Ivan hat immer schon ein Herzschmerzleben geführt, wie er erzählt. Mit seiner Gitarre tingelt er durch Udine, singt von Gott und der Welt. Und von der Liebe natürlich. Er wohnt in einem Plattenbau im 6. Stock, eine kleine Wohnung hat er dort. Für einen Mann, der die Freiheit liebt, reicht das. Auch am Mittwoch saß er am Bahnhof, spielte sein Programm herunter. "Da hab ich sie gesehen", erzählt er. Sie – die rothaarige Schönheit aus Spanien, völlig verheultes Gesicht, schluchzend stand sie da herum.
"Ich wollte ihr helfen. Wir sind dann am Bahnhof einen Kaffee trinken gegangen", berichtet der 33-Jährige weiter. Kein Wort davon, dass sie als mutmaßliche Doppelmörderin in halb Europa gesucht wird. Nichts darüber, dass sie gesucht wird, weil sie zwei Männer erschossen, zerstückelt und einbetoniert haben soll. Stattdessen nur weitere Lügen: "Ich habe Ärger mit meinem Freund. Der ist extrem gewalttätig", erzählt sie ihm.
Das weckt natürlich den Beschützerinstinkt – und zwei Tage lang lebten Ivan und die 32-Jährige wie Mann und Frau. Wie Mann und Frau, die seit Jahrzehnten verheiratet sind: sie in seinem Bett und er auf dem Sofa.
Sie kochte für ihn und putzte die halbe Wohnung
"Wir haben Pizza gegessen und waren sogar shoppen", so Ivan weiter. Die "Eis-Baronin" kaufte sich ein T-Shirt, eine Jeans und einen Gürtel. Sie begleitete den 33-Jährigen zu seiner Fahrschule, kochte für ihn, putzte sogar die halbe Wohnung.
Dann sah er die Schlagzeilen in seinem Internethandy. Sah ihr Fahndungsfoto überall. "Ich gehe nur schnell den Mist runterbringen", log er Freitag früh die Spanierin an, die in Wien den Eissalon "Schleckeria" betrieb und in deren Kellerabteil am Montagabend die Teile von zwei zerstückelten Leichen entdeckt wurden. Vor dem Wohnhaus rief der 33-Jährige die Polizei, die Estibaliz C. festnahm. Sie leistete keinen Widerstand.
In einer ersten Befragung durch die italienische Polizei gestand die 32-Jährige die Taten und erzählte angeblich auch, wie sie ihren Ex-Mann Holger und ihren Ex-Freund, den Oberösterreicher Manfred H., erschossen, zerstückelt und den Großteil der Leichenteile einbetoniert hatte. Nun soll über ihre Auslieferung nach Österreich entschieden werden.
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