Bilanzierungs-Trick

Mit Asfinag und ÖBB wäre Staatsschuld um 8 Punkte höher

Österreich
22.10.2010 18:35
Was es für Österreichs Staatsschuldenstand heißen würde, wenn derzeit ausgelagerte Schuldenposten auf EU-Geheiß in Zukunft wieder eingerechnet werden müssten, hat am Freitagnachmittag auf der "Gewinn"-Messe die Chefin der Bundesfinanzerungsagentur (ÖBFA), Martha Oberndorfer, vorgerechnet. Die Staatsschuld wäre allein durch Bundesbahn- und Asfinag-Schulden um acht Prozentpunkte höher als heute.

2009 lag Österreichs Staatsschuld bei 67,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), im laufenden Jahr 2010 sind es laut ÖBFA-Angaben 70,2 Prozent, und 2011 werden es 72,6 Prozent sein. "Rechnete man die Schulden von ÖBB und Asfinag dazu, dann läge sie um acht Prozentpunkte höher", sagte Oberndorfer.

Trotz des weltweiten Anstiegs an Staatsschulden würden die Konsolidierungsmaßnahmen sehr ernst genommen. Auch für Österreich sei es wichtig, dass die Staatsfinanzen weiter in Ordnung sind.

Nur zwölf andere Staaten haben Triple-A-Bewertung
Ein Triple-A-Rating aller drei großer Ratingagenturen für Staatsanleihen haben neben Österreich nur zwölf andere Staaten in der Welt. "Das Rating der Republik Österreich war niemals in Gefahr", alle Experten hätten das gewusst, sagte die ÖBFA-Chefin.

Sie habe sich sehr geärgert, als der Nobelpreisträger Paul Krugman im Frühjahr 2009 meinte, Österreich hätte wegen seiner Osteuropa-Verflechtung Probleme. Krugman hatte Österreich wegen der Osteuroparisiken seiner Banken damals in eine Gruppe von Staatspleite-Kandidaten gereiht.

Abstand zu Deutschland verringert - aber immer noch zu hoch
Am Höhepunkt der Krise gab es einen Zinsabstand von mehr als 1,3 Prozentpunkten zu Deutschland, jetzt sind es 0,4 Prozentpunkte, was Oberndorfer weiter viel zu hoch erscheint, weil die Kreditwürdigkeit Österreichs nicht schlechter sei als die von Deutschland.

Die Bundesfinanzierungsagentur nimmt heuer 25 bis 28 Milliarden Euro auf. Mehr als 20 Milliarden davon seien bereits erledigt, sagte Oberndorfer. 15 Prozent des Volumens holt sich die Agentur am Geldmarkt, der Löwenanteil (85 Prozent) sind Anleihen mit langen Laufzeiten.

Österreich als "sicherer Hafen"
Der Markt schaut sich laut Oberndorfer in der Krise nach besonders sicheren Veranlagungen um - das seien zweifellos Staatsanleihen. Wie andere "AAA-Sovereigns" gelte Österreich mit seinen Bonds als "safe haven", als "sicherer Hafen".

"Die Leute schauen wieder genauer, und das ist für Österreich vorteilhaft", findet sie. "Wir zahlen heute für zehnjährige Anleihen Zinssätze von 2,9 Prozent". Zum Vergleich: Das schuldengeplagte Griechenland zahlt über neun Prozent, Irland mehr als sechs Prozent.

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