Kampf gegen Gadafi

CIA und MI6 unterstützen Libyens Rebellen

Ausland
31.03.2011 07:40
Der US-Geheimdienst CIA unterstützt mit verdeckten Aktionen bereits seit Wochen die Gegner des libyschen Machthabers Muammar al-Gadafi. Die Spione kundschaften dabei mögliche Ziele für Luftschläge aus und versuchen, Kontakte zu den Rebellen zu knüpfen, berichtete die "New York Times" am Mittwoch. Laut der britischen Regierung seien auch der Geheimdienst MI6 sowie Mitglieder von Spezialkommandos in Libyen im Einsatz. Indes hat sich Gadafis Außenminister Moussa Koussa vom Regime losgesagt und nach London abgesetzt.

Während US-Präsident Barack Obama erklärt habe, dass es keine US-Bodentruppen in Libyen geben werde, "arbeiten kleine Gruppen von CIA-Agenten seit mehreren Wochen dort", schreibt die "New York Times" unter Berufung auf amerikanische Regierungsbeamte. Sie seien Teil einer "Schattenmacht" westlicher Bürger, von denen die Obama-Regierung hoffe, dass sie Gadafis Militär schaden könne. Bei den CIA-Mitarbeitern handelt es sich laut der Zeitung um eine unbekannte Zahl von US-Geheimdienstoffizieren, die entweder bereits in Tripolis arbeiteten oder neu hinzukamen.

Das Weiße Haus lehnte es bisher ab, sich zu Geheimdienst-Missionen zu äußern. "Es ist gängige Praxis für diese und alle anderen US-Regierungen, sich zu Geheimdienst-Angelegenheiten nicht zu äußern", teilte Präsidentensprecher Jay Carney mit.

Nach Angaben britischer Regierungsbeamter arbeiteten auch Dutzende Agenten des Geheimdienstes MI6 und Mitglieder von Spezialkommandos in Libyen. Sie versorgten die britischen Streitkräfte mit Informationen über Ziele für Luftschläge, Stellungen und Bewegungen von Gadafis Militär.

Libyens Außenminister Koussa in London
Unterdessen hat sich am Mittwoch Gadafis Außenminister Moussa Koussa nach Großbritannien abgesetzt. Koussa, der am Mittag noch auf der tunesischen Ferieninsel Djerba mit französischen Regierungsbeamten verhandelt hatte, traf von dort kommend am Abend in London ein. Nach Informationen des britischen Außenministeriums ist er bereits vom Amt des Außenministers zurückgetreten. Laut dem TV-Sender BBC wurde er nach seiner Ankunft vom britischen Geheimdienst befragt.

Unklar blieb zunächst, ob der bisherige Chefdiplomat Libyens Hilfe bei dem Flug nach London hatte. Der 59-Jährige will laut der britischen Regierung um politisches Asyl ansuchen. Ein Sprecher des Regimes in Tripolis erklärte wiederum, Koussa sei auf einer "diplomatischen Reise" - er sei nicht geflüchtet. Koussa hingegen erklärte am Mittwochabend, er sei aus eigenem Willen nach London gekommen und wolle nicht länger Gadafi dienen, da er gegen die Angriffe des Regimes gegen die Zivilbevölkerung gewesen sei. Zum Schutz der Zivilisten fliegt eine seit Mittwoch von der NATO geführte Militärallianz seit Tagen Luftangriffe gegen Ziele in Libyen.

Lange Zeit Geheimdienst-Boss und Chefdiplomat
1980 war Koussa Botschafter seines Landes in London. Nachdem er von 1992 bis 1994 Vizeaußenminister war, leitete er von 1994 bis 2009 den libyschen Geheimdienst. Anschließend wurde er Chefdiplomat seines Landes. Bei allen wichtigen Verhandlungen der vergangenen Jahre saß Koussa mit am Tisch. Dabei ging es auch um die Verbesserung der Beziehungen Libyens mit dem Westen. So kam Koussa eine Schlüsselrolle bei den Gesprächen über die Freilassung mehrerer bulgarischer Krankenschwestern zu. Auch bei den Verhandlungen über eine Entschädigung der Angehörigen der Lockerbie-Opfer wirkte er entscheidend mit.

Angesichts des Eingreifens der internationalen Militärkoalition in den Konflikt in Libyen hatte Koussa erst in der vergangenen Woche eine "US-französisch-britische Aggression" beklagt und eine Dringlichkeitssitzung des UN-Gremiums beantragt. Ein hochrangiger US-Vertreter bezeichnete den Rücktritt des 59-Jährigen als "sehr bedeutend" - dies zeige, dass das Umfeld Gadafis keine Vertrauen mehr in die Stabilität der Führung in Tripolis habe.

Vor Moussa Koussa hatten schon andere Mitglieder der libyschen Führungsriege Gadafi die Gefolgschaft verweigert. Ex-Justizminister Mustafa Abdul Jalil schloss sich gleich nach den ersten blutigen Zusammenstößen den Aufständischen an und wurde Mitglied der Übergangsregierung in Bengasi. Auch einer der wichtigsten Ökonomen in Tripolis, Mahmud Jabril, wechselte die Fronten und ist jetzt Ministerpräsident der Übergangsregierung. Viele Offiziere haben sich ebenfalls von Gadafi losgesagt.

Neue Angriffe auf der Alliierten auf Tripolis
Indes haben am Mittwochabend neue Explosionen Tripolis erschüttert. Kampfflugzeuge überflogen die libysche Hauptstadt, bevor im südöstliche Vorort Salaheddin Detonationen zu hören waren, wie ein Zeuge der Nachrichtenagentur AFP am Telefon sagte. Den Angaben zufolge galten die Angriffe einem Armeestützpunkt in dem Bereich.

Die amtliche libysche Nachrichtenagentur Jana berichtete, dass in der Nacht ein ziviles Ziel von den Angreifern der internationalen Truppen bombardiert worden sei. Den "Preis" für die Bomben der "Kreuzfahrer" müssten die Regierungen Katars und der Vereinigten Arabischen Emirate zahlen, hieß es bei Jana in Anspielung auf die westlichen Koalitionäre. Die beiden arabischen Länder gehören der Militärkoalition an.

Luftangriffe vollständig unter NATO-Kommando
Die internationalen Luftangriffe auf Ziele in Libyen stehen seit Donnerstagmorgen übrigens vollständig unter dem Kommando der NATO. Um 8 Uhr MESZ habe die Militärallianz den alleinigen Befehl über die Lufteinsätze übernommen, teilte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Brüssel mit. Zu der NATO-Operation "Unified Protector" (Vereinigte Schutzmacht) gehören neben den Luftangriffen zum Schutz von Zivilisten die Durchsetzung eines Flugverbots über dem nordafrikanischen Land sowie eine Seeblockade im Mittelmeer, mit der Waffenlieferungen verhindert werden sollen.

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