"Marsch auf Madrid"

Bergarbeiter-Streik: Zuerst bejubelt, dann verprügelt

Ausland
12.07.2012 10:21
In der Nacht auf Mittwoch sind rund 200 streikende Bergarbeiter wie Helden von der Bevölkerung Madrids empfangen worden (linkes Bild), am Nachmittag endete ein Protestmarsch zum Industrieministerium allerdings in Ausschreitungen. Bei diesen setzten Sondereinheiten der Polizei Gummigeschosse ein (siehe Video oben) - mehrere Menschen wurden verletzt.

Die Minenarbeiter aus den nördlichen Regionen Asturien und Castilla-Leon waren vor eineinhalb Monaten in den Streik getreten. Die Regierung in Madrid hatte die Subventionen für den notleidenden Bergbau im Rahmen ihrer Sparpolitik um mehr als 60 Prozent gekürzt. Die Bergarbeiter und ihre Familien fürchten die Schließung der Minen infolge dieser Einschnitte. Aus Protest machten sich rund 200 Streikende auf einen 19 Tage langen Fußmarsch in die Hauptstadt.

Von Zehntausenden bejubelt
Zehntausende, laut diversen Angaben sogar bis zu 600.000 Menschen, jubelten den Streikenden bei ihrer nächtlichen Ankunft in Madrid am Mittwoch zu (siehe Video 1, Video 2, Video 3, Video 4). Bereits um Mitternacht sollten die Bergarbeiter den zentralen Platz Puerta del Sol erreichen. Da sie - von Feuerwehrleuten eskortiert - sich allerdings durch die große Menschenmenge kämpfen mussten, trafen sie dort erst gegen 2 Uhr unter dem tosenden Applaus der Sympathisanten ein.

Auf ihrem Weg durch die ganz und gar nicht verschlafenen Straßen der Hauptstadt stimmten die Passanten immer wieder das Bergarbeiter-Lied "Santa Barbara" an, skandierten aber auch Sprüche wie etwa "Si se puede" (etwa "Yes we can") oder "Esta es nuestra seleccion" ("Das ist unsere [National]Mannschaft").

In der Früh marschierten die Bergarbeiter gemeinsam mit Tausenden Demonstranten zum Industrieministerium, um gegen die beschlossenen Kürzungen zu protestieren. Sondereinheiten der Polizei hatten das Gebäude allerdings völlig abgeriegelt. Mehrere Demonstranten bewarfen Polizeiwagen unter anderem mit Steinen und Flaschen, als Beamte Videoaufnahmen von den Bergleuten machten, wie die Zeitung "El Pais" berichtete. Die Polizei setzte daraufhin Gummigeschosse gegen die Demonstranten ein. Fünf Menschen wurden nach Angaben der spanischen Nachrichtenagentur EFE verhaftet. Mehrere Menschen wurden demnach verletzt.

Regierung kündigt drastischen Sparplan an
Die spanische Regierung hatte am Mittwoch zudem neue Sparmaßnahmen und Reformen zur Bekämpfung der hohen Staatsverschuldung angekündigt. Der konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy stellte vor dem spanischen Parlament neben einer Erhöhung der Mehrwertsteuer von 18 auf 21 Prozent eine Restrukturierung der öffentlichen Verwaltung in Aussicht, um diese schlanker und damit kostengünstiger und effektiver zu machen. Die EU-Kommission begrüßte die verlautbarten Sparmaßnahmen umgehend.

Im Verwaltungsbereich wird die Zahl an lokalen Stadträten und Bürgermeistern um 30 Prozent reduziert. Alleine mit dieser Maßnahme will die Zentralregierung rund 3,5 Milliarden Euro im Jahr einsparen. Zudem wird sämtlichen Angestellten im öffentlichen Dienst das Weihnachtsgeld gestrichen sowie die Zahl an außerordentlichen freien Tagen reduziert.

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