27-Jährige geständig

Beamtin versteckte Gefangene bei sich zu Hause – Prozess

Niederösterreich
09.04.2010 15:25
Weil sie eine befreundete Gefängnisinsassin nach einem Freigang monatelang bei sich zuhause versteckt haben soll, hat sich eine ehemalige Beamtin der Justizanstalt Schwarzau (Bezirk Neunkirchen) am Freitag vor Gericht wiedergefunden. Über den Vorwurf der Begünstigung der um 34 Jahre älteren Frau hinaus soll die 27-Jährige zudem laut Anklage mit dieser am 11. Oktober 2007 schließlich versucht haben, ein gemeinsam erworbenes Gasthaus in versicherungsbetrügerischer Absicht "warm abzutragen".

Zum Prozess erschien lediglich die jüngere Frau, die nach Auffliegen der inkriminierten Vorgänge beruflich umsatteln musste und nun bei den Wiener Linien beschäftigt ist. Die 14-fach vorbestrafte Zweitangeklagte ließ sich dagegen entschuldigen - sie befinde sich in psychotherapeutischer Behandlung und sei derzeit nicht verhandlungsfähig, richtete ihr Verteidiger Robert Lattermann dem Gericht aus.

Mehr als Freundschaft zwischen ungleichem Paar?
Die Ex-Justizwachebeamtin bekannte sich zur Begünstigung schuldig: Sie habe ihrer Freundin, die sie im Gefängnis kennen und schätzen lernte, zunächst Quartier gewährt, als diese von der Anstaltsleitung immer wieder Freigänge zugestanden bekam. Als die heute 61-Jährige untertauchte, hielt sie diese zwei Monate bei sich daheim verborgen. Offenbar verband die beiden mehr als Freundschaft, die junge Frau dürfte sich zu der notorischen Betrügerin, die als einnehmende, auf den ersten Blick beeindruckende Persönlichkeit beschrieben wird, hingezogen gefühlt und sich im Vertrauen auf eine gemeinsame Zukunft beinahe bis ins Unendliche verschuldet haben.

"Sie hat gesagt, ich soll mich nicht einmischen "
Mit einem Darlehen in der Höhe von 500.000 Euro sollte so das Gasthaus erworben werden, wobei die 61-Jährige ihrer blauäugigen Freundin vormachte, sie hätte einen "spanischen Investor" an der Angel, der auf der ganzen Welt gewinnbringende Projekte betreibe. "Meine Mandantin hat das geglaubt. Sie hat auch geglaubt, aus der Provision für die Vermittlung von Ölgeschäften wird Geld kommen", erklärte Herbert Eichenseder, der Rechtsbeistand der Ex-Beamtin. "Sie hat immer gesagt, ich soll mich da nicht einmischen und dass mir eh nix passieren kann und dass ich mich nicht auskenne", schilderte die 27-Jährige ihre Rolle.

Bankgarantie in Höhe von 1 Milliarde Dollar vorgelegt
Als ihr doch Zweifel kamen, legte ihr die 61-Jährige eine Bankgarantie über eine Milliarde US-Dollar einer Schweizer Großbank vor, die die Justizwachebeamtin in ihren Tresor sperrte - natürlich war das Papier gefälscht. Vom Versicherungsbetrug - laut Anklage verhinderte nur das rasche Eingreifen der Feuerwehr eine Feuersbrunst, nachdem es im Kassenbereich des Gasthauses vermutlich von fremder Hand zu brennen begonnen hatte - will die Angeklagte nichts gewusst haben. Sie habe damit nichts zu tun, ihre Freundin habe zwar davon gesprochen, "aber nie konkret. Ich hab' es nicht ernst genommen. Das hat mich nicht weiter interessiert. Das war ja Nonsens. Ich trau' ihr das nicht zu."

Die Verhandlung wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.

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