Deflation liegt in der Luft. Was bedeutet das? Es bedeutet im Grundsatz, dass das Geld mehr wert wird. Man bekommt für einen Euro ein Mehr an Waren und Dienstleistungen. Wow, werden jetzt einige sagen, das ist doch super? Nein, ist es ganz und gar nicht, denn eine Deflation entsteht, wenn es ökonomische Schwierigkeiten gibt. Eine Deflation ist ein sehr starker Indikator dafür, dass weniger konsumiert und investiert wird, deshalb werden z. B. die Produkte auch billiger, damit sie an den Mann gebracht werden. Der Ölpreis war ein gutes Beispiel dafür. Durch den Corona-Shutdown wurde weniger Öl verbraucht, somit sanken auch die Preise. Das Schlechte dabei ist, dass mit den Preisen auch die Kosten gesenkt werden müssen. Das kann im Prinzip nur durch den Verlust von Arbeitsplätzen passieren. Firmen müssen effizienter produzieren, somit werden sie versuchen, die Fixkosten zu senken, und ein großer Teil der Fixkosten sind nun einmal die Lohnkosten. Somit ist eine Deflation ein sehr starker Krisenindikator und alles andere als positiv, denn geringere Preise bringen nichts, wenn das Geld, das man am Ende des Tages in der Tasche hat, noch weniger ist, da man keine oder schlecht bezahlte Arbeit hat. Um aus der Deflation wieder herauszukommen, braucht man Konsum und staatliche Investitionen und Anreize für Firmen, um Arbeitsplätze und somit wieder Konsum zu schaffen. Eine zweite Möglichkeit wäre theoretisch, wenn man einfach denkt, einfach weniger zu produzieren, nämlich so wenig, dass das Angebot geringer als die Nachfrage ist. Aber diese Möglichkeit ist keine, denn sie würde de facto eine Abwärtsspirale in Gang setzen. Wachstum ist im gängigen System die einzige Möglichkeit, wie man hier wieder rauskommt. Aber brauchen wir wirklich mehr Konsum und noch mehr Zeugs? Das sollten wir uns fragen und dabei gleich das ganze System hinterfragen.
Andreas Laszakovits, per E-Mail
Erschienen am Mo, 8.6.2020
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