Unfall war Mord

Mutmaßlicher Täter in Tiroler Mordfall schweigt

Österreich
22.02.2008 16:24
Die Staatsanwaltschaft Innsbruck wird die weiteren Ermittlungen im Fall Raven Vollrath an die deutschen Behörden abtreten. "Nachdem das Opfer deutscher Staatsbürger ist und der Verdächtige in Thüringen in U-Haft sitzt, wäre es sicher sinnvoll, das den deutschen Kollegen zu überlassen", meinte der Leitende Staatsanwalt Rudolf Koll am Freitagnachmittag. Die Staatsanwaltschaft Meiningen kündigte daraufhin an, "dass es dazu sicher kommen wird“. Unterdessen schweigt der mutmaßliche Täter weiter.

Raven Vollrath war Anfang Dezember 2005 mit einem Freund nach Tirol gefahren, um sich Arbeit zu suchen. Nachdem er keinen Job als Hausmeister fand, besuchte er seinen Bekannten, der bei den Liftbetrieben in Zöblen beschäftigt war. Am 24. Dezember 2005 wurde der junge Thüringer zum letzten Mal lebend gesehen. Er blieb Monate lang verschwunden. 

Als man am 10. Juni 2006 in einem Bachbett bei Zöblen seine stark verweste Leiche fand, konnten von der Gerichtsmedizin keine Hinweise auf ein Fremdverschulden festgestellt werden. Die Polizei ging von einem Unfall aus und vermutete, dass der Mann erfroren war.

Mutter des Mörders packt aus
Diese Woche legte jedoch die Mutter seines damaligen Reisebegleiters vor dem Gericht im süddeutschen Kempten ein Geständnis ab, weil sie dem nervlichen Druck nicht mehr gewachsen sei: Ihr Sohn habe Raven Vollrath im Streit mit einem Messer erstochen. Für den nun 23-Jährigen, der mittlerweile wieder in Thüringen lebt, klickten gleich darauf die Handschellen. Er sitzt nun im Amtsgericht Suhl wegen Totschlags in U-Haft. Er hat sich bisher nicht zu den von seiner Mutter erhobenen Anschuldigungen geäußert.

Gegen die Frau wurde bisher kein Haftbefehl erlassen. Ein solcher ist nach übereinstimmenden Aussagen der Tiroler und Thüringer Anklagebehörden auch nicht zu erwarten. Ihren Angaben zufolge war sie an den Tötungshandlungen nämlich nicht direkt beteiligt. Raven Vollrath war angeblich bereits tot, als sie in das Zimmer zurückkehrte, indem sie gemeinsam mit ihrem Sohn und dessen Begleiter nächtigen wollte.

Mutter hat angeblich nicht bei Leichenbeseitigung geholfen
"Die Mutter hat ausgesagt, sie habe mit ihrem Sohn dann zwei Stunden lang überlegt, was man mit der Leiche machen soll", berichtete der Leitende Staatsanwalt in Innsbruck. Sie habe ihm auch helfen wollen, den Toten mit einem Auto zu einem abgelegenen Platz unter einer Brücke zu bringen, sei letztlich aber vorzeitig in ihre Unterkunft zurückgekehrt, sagte Koll.

"Allenfalls käme in ihrem Fall eine Störung der Totenruhe zum Tragen. Man muss außerdem berücksichtigen, dass bestimmte Vertuschungshandlungen nicht strafbar sind, weil sie die Mutter ist", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Meiningen. Da auch kein Haftgrund vorliege, bleibe die Frau vorerst auf freiem Fuß, sollte sie von ihrem Sohn in den anstehenden Befragungen nicht belastet werden. 

Staatsanwalt Thomas Waßmuth geht davon aus, dass der Fall am Ende von einer Jugendkammer des Landgerichtes Meiningen behandelt wird, da der Verdächtige zum Tatzeitpunkt noch ein sogenannter junger Erwachsener war. "In welche Richtung Anklage erhoben wird, hängt von den weiteren Ermittlungsergebnissen ab", so Waßmuth.

Mutter des Opfers erhebt schwere Vorwürfe gegen Polizei
Maryon Vollrath, die Mutter Opfers Raven Vollrath, hatte stets bezweifelt, dass sich ihr Sohn in der eiskalten Nacht zu Fuß, kaum bekleidet und ohne Schuhe zu der 2,5 Kilometer von seiner Unterkunft entfernten Brücke begeben und dort schlafen gelegt hatte und dabei erfroren war. Dass sich ihre Vermutung nun offenbar als zutreffend erwiesen hat, erfülle sie mit großer Erleichterung, sagte die Frau. Zugleich erhob sie schwere Vorwürfe gegen das Tiroler Kriminalamt, das "schlampig" ermittelt habe. "Wir sind sicher elf, zwölf Mal nach Tirol gefahren, um Spuren unseres Sohns zu suchen", erzählte die im thüringischen Illmenau wohnhafte Mutter. Die Polizei sei demgegenüber Hinweisen auf ein mögliches Verbrechen nicht nachgegangen.

Symbolbild; Foto: Andreas Graf

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