Christoph Zarits

Türkiser Hoffnungsträger mit sicherem Zug zum Tor

Burgenland
18.05.2025 06:00

Sebastian Kurz war sein „Türöffner“, Karl Nehammer sein Vorgänger als Generalsekretär im ÖAAB. Und mit Christian Stocker ist er auf Du und Du. Christoph Zarits hat beste Kontakte zu (Ex-)Kanzlern der ÖVP. Nun soll der neue burgenländische Parteiobmann Landeshauptmann Doskozil die Stirn bieten. 

Vor drei Wochen wurde Christoph Zarits aus Zagersdorf einstimmig zum designierten Landesparteiobmann der burgenländischen ÖVP gewählt. Seither trägt der 44-Jährige eine große Verantwortung, schließlich ist es deklariertes Ziel, dass er die zerrüttete Partei, die nach der Wahlschlappe im vergangenen Jänner mit 22 Prozent auf den dritten Platz abgerutscht ist, bis zur nächsten Landtagswahl 2030 wieder auf Kurs bringt – und auf die Regierungsbank katapultiert.

Kein leichtes Unterfangen, doch Zarits will es versuchen. „Ich habe diese Aufgabe übernommen, weil ich der ÖVP sehr viel verdanke. Weil mir viele wichtige Persönlichkeiten in der Partei zutrauen, dass ich für Ruhe, Stabilität und den Dialog mit anderen Parteien sorgen kann. Und weil ich durch mein gutes, freundschaftliches Verhältnis zu Bundeskanzler Christian Stocker und Klubobmann August Wöginger beste Kontakte in den Bund habe. Diese Verbindung werde ich zum Wohl des Burgenlandes nutzen“, sagt Zarits.

Christoph Zarits in seinem Büro. Wird er in fünf Jahren Vize-Landeshauptmann?
Christoph Zarits in seinem Büro. Wird er in fünf Jahren Vize-Landeshauptmann?(Bild: Reinhard Judt)
(Bild: Reinhard Judt)

Muss Doskozil sich bald warm anziehen?
Dafür will der konsensorientierte Oppositionelle „mit allen Parteien kooperieren, die gute Ideen haben“ – auch mit der SPÖ. Einen Kuschelkurs mit Hans Peter Doskozil braucht aber niemand erwarten: „Ich habe ein korrektes Verhältnis mit dem Landeshauptmann und unterstützte einzelne Themen von Rot-Grün, die im Regierungsprogramm festgelegt sind, etwa gemeinnützige Arbeit für Asylwerber, die Einführung einer Ehrenamtsversicherung und mehr Transparenz. Diesbezüglich gibt es hier im Land enormen Nachholbedarf.“

Sein Geschäft hat er von der Pike auf gelernt
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert engagiert Zarits sich schon in der Politik. Er könne ja nichts anderes, hört er immer wieder. Doch so eine Kritik prallt an ihm ab, weil er weiß, dass man auch dafür sein Handwerk lernen muss. Bereits als Teenager trat der passionierte Kicker der Jungen ÖVP bei, „um das aktive Dorfleben, das es damals unter ÖVP-Bürgermeister Mathias Fritz in meiner Heimatgemeinde gab, mitzugestalten“.

Mit Innenminister Gerhard Karner.
Mit Innenminister Gerhard Karner.(Bild: Reinhard Judt)

Nach der Gymnasium-Matura heuerte er in der Landwirtschaftskammer an, bevor er unter Vizelandeshauptmann Franz Steindl in die ÖVP Burgenland wechselte und sich dort als Regionalmanager engagierte. Mit 22 Jahren wurde Zarits Gemeinderat, mit 27 Vizebürgermeister. In dieser elfjährigen Amtszeit bewies er mit Veranstaltungen wie Bällen, Oktoberfesten, Sautänzen und dem „Muttertagskino“, „dass man Gesellschaftspolitik auch über Parteigrenzen hinaus machen kann“.

Bei einem dieser Dorfbälle durfte er sogar Sebastian Kurz, seinerzeit Staatssekretär, als Gast begrüßen: „Er schmiss eine Runde und wunderte sich, wie billig der G’spritzte bei uns ist!“ Auch wenn es „derzeit keinen Kontakt“ zwischen den beiden gibt, sei Kurz, als er Kanzler wurde, definitiv „ein Türöffner“ gewesen, sagt Zarits, der seit 2017 mit einem Burgenland-Mandat im Nationalrat sitzt und von 2018 bis April 2025 Generalsekretär des Österreichischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerbundes (ÖAAB) war.

So wie im Sport ist er in der Politik für „Fairplay und einen harten Wettbewerb um die besten Ideen.“
So wie im Sport ist er in der Politik für „Fairplay und einen harten Wettbewerb um die besten Ideen.“(Bild: privat)
Früher war er Fußballtrainer und hat den Kickernachwuchs in seiner Heimatgemeinde trainiert. 
Früher war er Fußballtrainer und hat den Kickernachwuchs in seiner Heimatgemeinde trainiert. (Bild: privat)

Eine Liebeserklärung an seine Frau und die Partei
Seine bemerkenswerte Karriere verdankt er aber auch seiner Ehefrau Evelyn, die im ÖVP-Landtagsklub beschäftigt war und nun Regionalstellenleiterin in der Wirtschaftskammer ist. Seit 2010 sind die beiden ein Paar, seit sieben Jahren verheiratet. Kennengelernt haben sie einander über die Partei. Dafür ist Zarits der ÖVP Burgenland „auf alle Ewigkeiten dankbar“: „Evelyn ist das Beste, das mir je passiert ist. Sie unterstützt und pusht mich. Ohne ihren Rückhalt wäre Vieles in meinem Leben nicht so verlaufen. Ich hätte ihr schon viel früher einen Heiratsantrag machen sollen“, findet er auch in romantischen Belangen klare Worte.

In seiner Frau hat er jedenfalls nicht nur eine Gefährtin gefunden, mit der er die gleichen Werte teilt, sondern auch einen echten Sportsfreund. „Wir beide sind sportbegeistert und fahren gerne zu Skirennen und Fußballspielen. Vor kurzem schauten wir uns im Stadion in Barcelona ein Match an“, erzählt Zarits, der als Sportsprecher der Bundes-ÖVP vor allem Kinder in Bewegung bringen will und mit gutem Beispiel vorangeht, indem er täglich laufen geht oder am Rudergerät trainiert.

Mit seiner Evelyn ist er auch im verflixten siebenten Ehejahr „sehr glücklich“.
Mit seiner Evelyn ist er auch im verflixten siebenten Ehejahr „sehr glücklich“.(Bild: privat)
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Ich brauche nicht viel Luxus. Mein Geld veranlage ich und investiere in Pensions- und Altersvorsorge. Sicherheit ist mir wichtig, Solidarität aber auch. Deshalb unterstütze ich gemeinnützige Vereine.

ÖVP-Landesparteiobmann Christoph Zarits

Sein Schwiegervater ist bekennender Freiheitlicher
Auch seinen Eltern, die ihn und seinen Bruder Peter (er ist Primar für Kinder- und Jugendheilkunde im Krankenhaus Eisenstadt, Anm.) unterstützen, zollt Zarits Dank: „Nachdem es eine Wahlkampfkostenobergrenze gibt, sind mein Vater und ich vor der Nationalratswahl 2024 eine Woche lang durch die Bezirke Eisenstadt, Mattersburg und Neusiedl getourt und haben eigenhändig 200 Plakate aufgestellt. So ein familiärer Support ist nicht selbstverständlich!“ Ob er seinen Schwiegervater, einen pensionierten Polizisten und ehemaligen blauen Polizeigewerkschafter, ebenso schon von der ÖVP überzeugen konnte? „Was meine Schwiegereltern in der Wahlzelle machen, ist mir nicht wichtig. Entscheidend ist, dass wir uns gut verstehen. Ich beeinflusse niemandem.“

Der Nationalratsabgeordnete als Redner im Parlament.
Der Nationalratsabgeordnete als Redner im Parlament.(Bild: Parlamentsdirektion/Johannes Zinner)
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Mein Freundeskreis besteht seit Jahrzehnten. Hier kann ich so sein, wie ich immer war. Natürlich kann ich jetzt nicht mehr immer und überall dabei sein. Das wird einem dann vielleicht so ausgelegt, dass man andere Interessen hat. Aber das stimmt nicht. Ich habe nur andere Aufgaben und weniger Zeit.

ÖVP-Landesparteiobmann Christoph Zarits

Stermann und Grissemann machten ihn bekannt
Das kann nicht jeder Politiker von sich behaupten. Vielen ist moralische Integrität fremd. Wie geht es Zarits damit, dass sein Geschäft oft ein schmutziges ist? Und was tut er, um sauber zu bleiben? „Meiner Linie treu sein und Entscheidungen treffen, auch wenn sie nicht populär sind. So kann ich mir jeden Tag in den Spiegel schauen.“ Von Showpolitik hält er also nichts, auch wenn er es mit seiner allerersten Rede im Hohen Haus gleich in die Satireshow „Willkommen Österreich“ schaffte, weil er aufgeregt am Rednerpult meinte: „Vor allem bin ich dankbar meinen Wählerinnen und Wählerinnen, die mich mit den Vorzugsstimmen direkt ins Parlament gewählt haben. Diesen Wählerinnen und Wählerinnen bin ich auch verpflichtet.“

Die spitzzüngigen Moderatoren Dirk Stermann und Christoph Grissemann nutzten den Versprecher prompt dafür, Zarits als „absoluten Frauenversteher“ zu verballhornen. Ob er darüber lachen konnte? „Ich habe die Sendung damals live im Fernsehen gesehen und fand das im ersten Moment nicht so lustig. Aber ich habe den Patzer mit Humor genommen und den Beitrag gleich auf Social Media gestellt. Das hat mich auf einen Schlag recht bekannt gemacht. Noch einmal erleben möchte ich sowas aber nicht, denn gut geschlafen habe ich in dieser Nacht nicht“, sagt er und lacht.

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