Leinwand-Debüt

Norah Jones erlebt “My Blueberry Nights”

Kino
06.02.2008 17:28
In der melancholischen Lovestory "My Blueberry Nights" des Regie-Poeten Wong Kar-Wai gibt die Sängerin Norah Jones ihr Leinwand-Debüt. Hollywood-Beau Jude Law darf das traurige Girl trösten. Ein sehnsuchtsvolles Roadmovie, bei dem wir uns auch auf Oscar-Preisträgerin Rachel Weizs und Natalie Portman freuen können. Und natürlich auch auf die Musik, denn schließlich hat Norah Jones einige ihrer Songs beigesteuert...

Ein kleines verträumtes Cafe auf Coney Island. Ein Hafen, in dem Menschen, Treibgut in der rauen Lebenssee, ihre Träume und Sorgen vertäuen können. Denn Jeremy (Jude Law), der Besitzer, ist ein verständnisvoller Zuhörer - und er serviert zum Trost Heidelbeerkuchen. Elizabeth (Norah Jones) hat Liebeskummer, und Jeremy umhüllt sie mit sanften Worten. Spät in dieser Nacht wird er dem traurigen Girl, das da erschöpft vom vielen Reden und befreit vom jugendlichen Seelenballast am Tresen eingenickt ist, einen schmetterlingszarten Kuss rauben, der letzte Kuchenkrümel auf dem kindlich träumenden Mund beseitigt und zum Symbol für die Zerbrechlichkeit und Launenhaftigkeit des Glücks wird - und zum Motor dieser wunderbar romantischen Lovestory...

Mit "My Blueberry Nights", seinem englischsprachigen Debüt, dessen Weltpremiere in Cannes 2007 stattfand, beweist Regie-Magier Wong Kar-Wai einmal mehr, dass er "In The Mood For Love" ist. Gekonnt legt er über das in zarte Episoden gegliederte Roadmovie, das seinen Anfang in New York nimmt, einen Hauch von Hongkong-Melancholie und betört durch visuelle Ästhetik und poetische Bildersprache, die von Einsamkeit und Wehmut um ein entflohenes Glück erzählen, eingesponnen in einen Kokon aus Sehnsucht, die auf den Gesichtern seiner Protagonisten träumt. 

Leinwand-Debüt
Erstmals entzieht sich Wong Kar-Wai dem Exotismus asiatischer Stars, wie einer Gong Li, einer Zhang Ziyi oder eines Tony Leung, und er setzt auf das Potential westlicher Stars - und einer zauberhaften Blue-Note-Records-Muse! So gibt die Sängerin Norah Jones ("Come Away With Me", "Feels Like Home", "Not Too Late"), die mit einer Mischung aus Jazz, Pop und Folk weltweit ein Millionenpublikum begeistert, ihr Leinwand-Debüt an der Seite von Hollywood-Beau Jude Law, dem Kar-Wai berührend sanfte Seiten abringt.

Norah ist Elizabeth, die, angetrieben von Herzschmerz, von einem Kellnerinnen-Job zum nächsten quer durch Amerika zieht, die es nach Memphis, Las Vegas und in die Wüste von Nevada verschlägt und die irgendwann wieder vor dem kleinen Cafe auf Coney Island, am westlichen Ende der Grand Street, steht... Auf ihrem Roadtrip durch die Landschaften eines Kontinents, majestätische US-Breitwand-Horizonte vor Augen, wird Elizabeth Menschen kennenlernen, deren Kummer den ihren bei Weitem übersteigt, wie etwa den liebeskranken Polizisten Arnie (David Strathairn), seine von ihm getrennt lebende Frau Sue Lynne (Oscar-Preisträgerin Rachel Weisz) oder die Spielerin Leslie (Natalie Portman). 

Norahs Kamerapräsenz
Er ist verdammt angetan von seiner "Blueberry"-Muse, der Regie-Poet. Wong Kar-Wai: "Norah Jones hat eine natürliche Kamerapräsenz! In Memphis ist sie eine Tennessee-Williams-Heroine, in Nevada könnte sie jemand sein, den es in einen Chandler-Roman verschlagen hat, und in New York stellt sie sich für mich wie eine Figur aus einer Geschichte von Paul Auster dar." Eine Verbeugung vor westlicher Literatur. Wong Kar-Wais Helden sind Nighthawks, einsame Schwärmer, die alle einen vagen Traum vom möglichen Glück träumen und ahnen, dass sie nur die Hand danach ausstrecken müssten.

Wong Kar-Wai inszeniert Städte, Orte und Personen stets als einzigartige Komposition aus magischen Momenten, Farben und einem stimmigen Soundtrack. Allein schon der Filmtitel "My Blueberry Nights" klingt nach Soul und Blues - und natürlich auch nach Jazz. Und Jazz ist Improvisation - wie das Sichverlieben. Wenn dann noch eine Sängerin wie Norah Jones nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch einige Songs beisteuert, ebenso wie Cat Power, die mit ihren Hits "The Greatest" oder "Living Proof" vokale Melancholie verströmt, färbt sich die Seele malvenblau... ("My Blueberry Nights", ab 8. Februar im Kino)

Von Christina Krisch, Kronen Zeitung

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