Den vollgeständigen Angeklagten Harald Loidl, Dietmar Böhmer, Thomas Mitter sowie dem teilgeständigen Alban Kuen drohen im Falle ihrer Verurteilung bis zu zehn Jahre Haft. Sie sollen laut Anklage über 15.000 Anleger geschädigt und einen inkriminierten Schaden von über 62 Millionen Euro verursacht haben. Des weiteren wird Mitter und Kuen die Hinterziehung von Abgaben vorgeworfen. Für alle gilt die Unschuldsvermutung.
Am Freitag, werden die Gutachten des Sachverständigen Gert Weidinger präsentiert und erörtert werden. Weidinger wurde nach der Abberufung des Gutachters Gottwald Kranebitter beauftragt, Gutachten über die Verwendung der AMIS-Kundengelder, über die AMIS-Firmen und über die Zuordenbarkeit und Plausibilität der in der Anklage festgestellten Beträge zu erstellen. Für die Erörterung der Gutachten plant die Richterin mehr Zeit ein, um den Privatbeteiligtenvertretern die Möglichkeit zu Fragen zu geben.
Angeklagter Kuen: "Bereit, Geld zurückzuzahlen"
Mit der Befragung des ehemaligen AMIS-Fondsmanagers Kuen wurde am Donnerstag die Einvernahme der Angeklagten abgeschlossen. Dieser zeigte sich wie bereits zu Prozessbeginn schuldig zum Anklagepunkt Abgabenhinterziehung, nicht schuldig jedoch zum Vorwurf des schweren gewerbsmäßigen Betruges als Beitragstäter.
"Ich war ein Vollidiot, ich hätte in jeder anderen Bank viel besser verdient als bei AMIS", sagte der teilgeständige Kuen. Er versprach, das von ihm unrechtmäßig bezogene und nicht versteuerte Geld - laut seinen Angaben in Höhe von 118.000 Euro - zurückzuzahlen. Er sei schon länger mit seinem Gehalt unzufrieden gewesen, schilderte Kuen den Weg zu den ungerechtfertigten Auszahlungen. Sogar jüngere Kollegen hätten deutlich mehr als er verdient. Böhmer und Mitter hätten ihm erklärt, sie könnten ihm keine Gehaltserhöhung geben, man könnte ihn aber am Gewinn einer Firma beteiligen, die aus Provisionen des Vario Invest-Fonds gespeist werde. So sei es dazu gekommen, dass er zu einem Neuntel an der Realimpex beteiligt wurde.
245.000 Euro auf eigenes Konto geflossen
Zwischen Juni 2003 und März 2004 seien auf diese Weise 245.000 Euro auf sein Konto geflossen, davon seien 100.000 Euro zurück in die Firma geschossen worden, was er erst nachträglich erfahren habe. Die an Wolfgnag Gänsdorfer verborgten 30.000 Euro habe er nicht mehr zurückbekommen. Damit steht Kuen nicht alleine da, auch Mitter berichtete gestern im Zuge seiner Einvernahme, er habe 60.000 Euro an Gänsdorfer verborgt und diese nicht zurückbekommen. Auf den Hinweis der Richterin, dass Gänsdorfer deswegen bereits mehrere Betrugsstrafen habe, meinte Kuen: "Das hätten Sie mir früher sagen müssen". Gänsdorfer war ursprünglich mitangeklagt, sein Verfahren wurde wegen einer Erkrankung aber aus dem Amis-Prozess ausgeschieden.
Kuen kam bereits mit 23 Jahren direkt nach seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Innsbruck zu AMIS. Zuvor war er bereits eineinhalb Monate lang als Praktikant dort tätig. Der erste Kontakt habe sich über seinen Bruder, der die damalige Pressesprecherin von AMIS kannte, ergeben, so Kuen.
Außer seinem Gehalt - und später den Redemptions aus der Realimpex - habe er keine Prämien oder Provisionen erhalten. Er habe nie einen Grund gehabt, zu vermuten, dass bei AMIS irgendetwas nicht stimme, bis zum Schluss, "als alles explodiert ist". Das ganze Ausmaß der Kundenschädigungen sei ihm erst im Sommer 2005 bekanntgeworden.
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