"Sie war recht brav"

Stiefopa missbrauchte Zehnjährige: 3,5 Jahre Haft

Österreich
08.09.2016 14:38

Weil er sich wiederholt an seiner zehnjährigen Stiefenkelin vergangen hat, ist ein 55 Jahre alter Arbeiter am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht zu dreieinhalb Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Der Schuldspruch wegen versuchter Vergewaltigung, schweren sexuellen Missbrauchs und Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses ist bereits rechtskräftig.

Beim Angeklagten handelte es sich um den ehemaligen Lebensgefährten der Großmutter des Mädchens. Der Stiefopa war in der Familie sehr beliebt, regelmäßig unternahm er mit den Enkeln Angelausflüge und ging mit den Kindern zelten.

Stiefopa verabreichte Mädchen Alkohol
Dieses Vertrauen nützte der Mann aus, um das Mädchen, das ihn auch in seiner Wohnung besuchte, immer wieder zu missbrauchen. Bei einem Ausflug in die Steiermark verabreichte er der Zehnjährigen Alkohol, "um ihren Willen auszuschalten", wie Richterin Sonja Höpler-Salat am Ende des Beweisverfahrens resümierte. Der Vorsatz des Angeklagten sei darauf ausgerichtet gewesen, "einmal ein bisserl mehr zu machen", hielt die Richterin in der Urteilsbegründung fest.

Zum Zeitpunkt der versuchten Vergewaltigung hatte das Mädchen laut einem Sachverständigengutachten drei Promille Alkohol im Blut. Sie war dadurch weggedämmert, als sich der 55-Jährige an ihr zu schaffen machte. Als sie erwachte, verspürte die Schülerin Schmerzen im Vaginalbereich.

Mehr als ein Jahr verstrich, ehe die immer wiederkehrenden Übergriffe aufflogen. Eine Lehrerin des Mädchens bemerkte, dass sich die Zehnjährige an den Armen geritzt hatte. Sie sprach ihre Schülerin darauf an, die schließlich ihr Schweigen brach und sich der Pädagogin anvertraute. Diese kontaktierte die Mutter, die daraufhin Anzeige erstattete. Wie sich zeigte, hatte das Mädchen den älteren Bruder eingeweiht, diesen aber eindringlich gebeten, niemandem von den Vorfällen zu erzählen.

Wegen Missbrauchs der eigenen Tochter verdächtig
Nachdem der 55-Jährige festgenommen und die U-Haft verhängt wurde, stellte sich im Zuge der Erhebungen heraus, dass gegen ihn bereits in der Vergangenheit wegen Verdachts in Richtung Kindesmissbrauch ermittelt worden war. Die damals Betroffene war seine eigene Tochter. Es kam seinerzeit allerdings zu keiner Anklage, das Verfahren wurde eingestellt.

Nunmehr gestand der Angeklagte zu, die Enkelin seiner Exfreundin berührt zu haben: "Ich hab sie mit der Hand gestreichelt, das stimmt. Das mit dem Penis nicht." Er habe für das Mädchen "mehr" empfunden als für ihre Geschwister, berichtete er dem Schöffensenat: "Sie war recht brav. Man hat sich wenig ärgern müssen. Sie war ein ganz anderer Typ als ihre Brüder."

Angeklagter: "Bin gegen so Pädophile"
Grundsätzlich sei er "gegen so Pädophile. Ich hasse solche Fälle. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist." Er begreife nicht, "wie es zustande gekommen ist. Aber auf einmal war ein Gefühl da."

Nach eingehender Beratung mit seinem Verteidiger nahm der bisher Unbescholtene die Strafe an. Auch die Staatsanwältin war mit dem Urteil einverstanden. Das Mädchen, das sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligte angeschlossen hatte, bekam 3000 Euro zugesprochen, was die Richterin als "zumindest symbolische Wiedergutmachung für die erlittenen seelischen Schmerzen" bezeichnete.

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