Zeitzeugin berichtet

“Erdnussbutter war damals so richtig exotisch”

Tirol
22.06.2016 12:38

Es war - wie berichtet - den mit Lebensmitteln gefüllten Paketen der Organisation "Care" zu verdanken, dass arme Tiroler Familien während der Nachkriegszeit etwas zu essen hatten. Eine, die sich damals sehr über ein solches Paket gefreut hat, ist Luise Winkler (72) aus Innsbruck. Heute zeigt sie selbst großes Engagement.

"Wir lebten damals im Moorhaus am Bauernhof des Stiftes Wilten. Mein Vater arbeitete dort als Schaffer - so wurden die bäuerlichen Vorarbeiter genannt", erinnert sich Luise Winkler. Dank der Arbeit des Vaters drohte der fünfköpfigen Familie nie die Hungersnot. "Wir lebten sehr einfach. Zu Weihnachten gab es hin und wieder eine köstliche Braunschweiger Wurst, Schaf- oder Schweinefleisch hatten wir etwa zwei Mal im Jahr", erzählt die heute 72-Jährige.

"Care"-Paket mit Lebensmittel

Außergewöhnliche Nahrungsmittel waren dennoch für die Familie Mangelware - zumindest bis zu jenem Tag, an dem sie von Schwester Maria der Pfarre Wilten ein "Care"-Paket erhielt. "Da war sowohl gesalzene Butter als auch ein großes Stück Käse in einer Metalldose drin, der sparsam verteilt wurde. Und an den Geschmack der Erdnussbutter kann ich mich noch heute erinnern, die war so richtig exotisch", sagt Winkler.

Einfaches Tauschgeschäft

Neben gesalzener Butter, Käse und Erdnussbutter schwärmte sie auch für Wurstsemmeln. "Ich habe oft kleine Kätzchen, die wir am Bauernhof hatten, gegen eine leckere Wurstsemmel getauscht. Das Gefühl, als ich reinbeißen konnte, war unbeschreiblich", verrät die sehr agile Innsbruckerin. Die Erinnerungen an die damalige Zeit sind präsenter als je zuvor und haben sie auch bei der Erziehung ihrer Kinder geprägt. "Es war mir stets ein Anliegen, ihnen das Gefühl der Dankbarkeit für jedes einzelne Lebensmittel, das sie hatten, zu vermitteln. Und bei meinen sechs Enkelkindern verhalte ich mich gleich", teilt Winkler mit.

"Zusammenhalt nötig"

Auch Ratschläge für andere Tiroler hat sie parat: "Bei der noch immer herrschenden Hungersnot dürfen Lebensmittel nicht weggeworfen werden. Zudem soll der eigene Egoismus hinterfragt und das Miteinander wieder deutlich mehr in den Vordergrund gerückt werden." Dank "Care" ging es ihr damals gut und daher unterstützt sie heute die Organisation auch mit Spenden.

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