Die Unruhen an diesem wunderschönen Küstenstreifen mit seinem blitzblauen Meeresspiegel beweisen nämlich, dass die Weltmeisterschaft auf Sand gebaut ist: Fernsehbilder und Agenturfotos zeigen stets frenetisch jubelnde Fußballfans mit Sambatänzerinnen, die uns allen unter die Haut gehen sollen.
Aber das ist nur das eine, das schöne Gesicht des Turniers – die hässliche Fratze dieser geteilten Gesellschaft, die unendliche Armut, unter der in der extremsten Form 16,2 Millionen und in der allgemeinen statistischen Erfassung 40 Millionen Menschen leiden, soll versteckt werden: Daher wurden auch die Holzhütten der Favela in der Nähe des Maracana-Stadions in Rio von Polizeieinheiten niedergewalzt und die Bewohner, die ihre letzten Habseligkeiten verloren haben, festgenommen oder vertrieben.
Der Hunger dieser Menschen wird durch Tore von Neymar und Co. nicht gestillt – für die Ausgebeuteten der schnellen Industrialisierung sind die Superstars des Sports keine Idole, sondern verhasste Multimillionäre aus einer anderen Welt.
Die Hoffnung, dass die brasilianische Nationalmannschaft bei der WM im eigenen Land ihr Volk einen könnte, ist daher trügerisch – sie wird sie weiter spalten: in die Bewohner, die Geld für Wohnungen und Fernsehgeräte haben und über die Erfolge des Teams jubeln können, sowie die, die auf der Straße irgendwie überleben müssen.
In Sieger und Verlierer.
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