Die goldenen Jahre der Autoindustrie sind vorerst vorbei. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres verdienten die neun größten Autokonzerne der Welt im Schnitt rund 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Nur ein Hersteller legte zu.
Das zeigt eine aktuelle Analyse des Center of Automotive Management (CAM). Die operative EBIT-Marge der untersuchten Hersteller – also der Anteil des Gewinns am Umsatz – fiel im Durchschnitt von 7,8 auf 5,5 Prozent. Und auch der durchschnittliche Gewinn pro Fahrzeug rauschte nach unten: von 3358 Euro auf nur noch 2218 Euro. Für eine Branche, die Milliarden in Elektromobilität, Software und automatisiertes Fahren investieren muss, ist das ein schmerzhafter Dämpfer.
Nur einer legt zu – Mercedes verliert am meisten
Von den untersuchten Konzernriesen konnte nur Ford seine Profitabilität steigern – von 2,9 auf 4,4 Prozent operative Marge. Alle anderen fuhren rückläufige Gewinne ein. Mercedes-Benz traf es besonders hart: Der Konzern halbierte seine Marge nahezu – von 9,7 auf 4,4 Prozent.
Auch Tesla, General Motors und die Volkswagen-Gruppe mussten spürbare Rückgänge hinnehmen. Selbst Toyota und Hyundai, die lange als Stabilitätsanker galten, spüren die Abkühlung: Ihre Margen sanken leicht, bleiben mit 8,4 beziehungsweise 7,5 Prozent aber branchenweit führend.
Die Zahlen zeigen, wie unterschiedlich die Hersteller auf den Umbruch reagieren: Während Toyota mit effizienter Produktion und konservativer Modellpolitik punkten kann, leidet Mercedes unter schwacher Nachfrage im Premiumsegment und teuren Technologieprojekten.
Premium verliert Glanz
Beim Gewinn pro Fahrzeug stehen zwar weiterhin BMW und Mercedes-Benz an der Spitze – mit 4488 bzw. 3214 Euro. Doch selbst die Premium-Marken verdienen deutlich weniger als noch vor einem Jahr: Mercedes verlor rund 55 Prozent, BMW knapp 18 Prozent.
Für die Volkswagen-Gruppe ist der Rückgang besonders deutlich: Der durchschnittliche Gewinn pro Fahrzeug schrumpfte von 1965 auf 819 Euro. Hauptgründe sind laut Experten der starke Absatzrückgang bei Porsche und der steigende Anteil weniger profitabler Elektroautos.
Mehr Umsatz – weniger Gewinn
Zwar legte der Gesamtumsatz der Hersteller leicht zu – um 0,5 Prozent. Doch das täuscht über die sinkenden Stückzahlen hinweg. Viele Konzerne verkauften deutlich weniger Autos, konnten die Preise aber dank hoher Inflation und Restnachfrage stabil halten.
Die Rechnung geht trotzdem nicht auf: Höhere Material- und Energiekosten, verschärfter Preisdruck bei E-Autos und ein zunehmender Subventionswettlauf fressen die Gewinne auf.
„Darwinismus auf Rädern“
CAM-Direktor Stefan Bratzel beschreibt die Lage mit drastischen Worten: „Die Branche befindet sich in einer Phase hoher Unsicherheit und tiefgreifender Transformation.“ Das Zusammenspiel aus schwächerer Weltwirtschaft, politischen Risiken und massivem Innovationsdruck führe, so Bratzel, zu einem „darwinistischen Ausleseprozess“.
Mit anderen Worten: Nur die anpassungsfähigsten Hersteller werden überleben. Die großen Aufgaben – Elektromobilität, Software, autonomes Fahren – kosten Milliarden. Wer zu langsam ist oder zu wenig verdient, riskiert, den Anschluss zu verlieren.
Umso wichtiger werden strategische Partnerschaften. Viele Hersteller können die gewaltigen Entwicklungsaufwände nicht mehr allein schultern. Allianzen bei Batterien, Software oder Plattformen gelten als Schlüssel zum Überleben – auch wenn sie nicht immer freiwillig entstehen. Bratzel nennt eine klare Erfolgsformel: „Innovation, Geschwindigkeit, Kosteneffizienz und Flexibilität.“
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