„Kein Streit-Grund“

Lohnrunde ohne Kampf? Darauf einigen sich Metaller

Die Stimmung ist weiterhin gedämpft, die Zahlen sind noch immer düster: Für die rund 320.000 Beschäftigten in der Metallindustrie und im Metallgewerbe wird die kommende Herbstlohnrunde voraussichtlich kein Fest. Statt praller Gehaltserhöhungen drohen magere Zugeständnisse – die Inflation dürfte diesmal nicht voll ausgeglichen werden.

Die heimische Industrie steckt im dritten Rezessionsjahr in Folge: 2023 brach die Bruttowertschöpfung um 1,8 Prozent ein, 2024 sogar um 5,2 Prozent. Für heuer prophezeit das Wifo ein weiteres Minus von 1,1 Prozent. „Der Kuchen wird immer kleiner, da gibt es nicht viel zu verteilen“, heißt es nüchtern.

Gewerkschaft setzt auf Sicherheit statt auf Kampfansagen
Reinhold Binder, Chef der Produktionsgewerkschaft PRO-GE, verzichtet deshalb diesmal auf markige Forderungen. Statt „es muss rascheln im Geldbörsel“ steht für ihn jetzt „Planbarkeit und Sicherheit“ im Vordergrund. Denn zu hohe Lohnabschlüsse können schnell zum Bumerang werden – wenn Unternehmen Jobs streichen müssen.

Schon in der Frühjahrsrunde zeigte sich: Die produzierenden Unternehmen stehen auf der Kostenbremse. In der Papierindustrie gab es nur 2,65 Prozent mehr Lohn – gedeckelt mit 110 Euro brutto (siehe Grafik). Krisenbetriebe durften sogar weniger zahlen. Ähnlich sah es in der Elektroindustrie (2,75 Prozent, maximal 115 Euro) und der Glasbranche (2,2 Prozent, maximal 100 Euro) aus.

(Bild: Diverse Fotografen honorarfrei)

Wettbewerbssicherungsklausel könnte zurückkehren
Auch die Metallindustrie könnte wieder auf Sonderregeln setzen. Über 100 Betriebe nutzten zuletzt die Wettbewerbssicherungsklausel – 42.000 Beschäftigte erhielten weniger Geld. Binder kann sich eine Wiederholung vorstellen: „Ein Kollektivvertragsabschluss besteht aus unglaublich vielen Zahnrädern. Der Werkzeugkoffer, den wir in der Herbstlohnrunde brauchen werden, wird riesengroß sein!“

Er pocht aber darauf, dass zumindest Geringverdiener und Lehrlinge die volle Inflationsabgeltung bekommen. Und dann ist da noch Donald Trump: Seine neuen Zolldrohungen gegen Europa könnten auch Österreich ins Mark treffen. „Wir sehen tagtägliche Herausforderungen“, sagt Binder.

Unternehmer hoffen auf pragmatische Lösung
Christian Knill, Sprecher der metalltechnischen Industrie auf Unternehmerseite, freut Binders zurückhaltende Linie: „Es ist begrüßenswert, dass Herr Binder das so sieht.“ Für Knill steht fest: Die Löhne müssen unter der Inflationsrate bleiben. „Grundsätzlich ist die Lage in der Industrie weiter angespannt, auch wenn der Tiefpunkt hoffentlich überschritten ist.“

Sein Appell: Österreich muss endlich weg vom Automatismus „Inflation = volle Lohnabgeltung“. „In den letzten drei Jahren haben wir im Vergleich zu anderen Ländern zu viel erhöht. Jetzt müssen wir gegensteuern, um im Euroraum konkurrenzfähig zu bleiben.“

Eines scheint sicher: Einen Riesen-Streit wie vor zwei Jahren will diesmal niemand. Binder bringt es auf den Punkt: „Es gibt überhaupt keinen Grund zum Streiten. Die Menschen wollen von uns Lösungen!“

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