Dass die Trauma-Spezialstation bei den Grazer Elisabethinen per Jahresende schließen muss, sorgt in der Steiermark und darüber hinaus für Entsetzen. Viele Expertinnen und Experten fragen sich, ob bei dieser Entscheidung, die von der Politik eisern verteidigt wird, wirklich das Wohl der Patienten im Mittelpunkt stand – oder doch bloß betriebswirtschaftliche Überlegungen. Der Protest, der sich formiert, ist beachtlich.
Bereits über 10.500 Menschen haben die Petition gegen die Schließung der Traumastation bei den Elisabethinen in Graz unterzeichnet – darunter zahlreiche Fachärzte, Therapeuten und Pflegekräfte. Sie tun das nicht für Schlagzeilen oder parteipolitischen Gewinn, sondern für Menschen, die oft jahrzehntelang im Schatten ihrer Erlebnisse leben. Für Menschen ohne Lobby und für einen Ort, an dem sie sich endlich sicher fühlen dürfen.
Dass ausgerechnet dieser Schutzraum nun wegrationalisiert werden soll, bezeichnen viele aus der Fachwelt als Fehler. Es ist auch ein beunruhigendes Signal: Komplexe, leise Schicksale haben in unserer Gesellschaft offenbar immer weniger Platz. Traumapatienten „auszulagern“, als handle es sich um eine Frage der Logistik, ist jedoch selbst bei engen Budgets ein Armutszeugnis für politische Gestaltungsfähigkeit. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Millionen in der Steiermark bereits im Gesundheitssystem versenkt wurden. Etwa durch die Modernisierung von Abteilungen oder gar ganzen Häusern, die man ein paar Jahre später dann doch nicht mehr gebraucht hat.
Die Kompetenz der spezialisierten Teams, das eingespielte therapeutische Umfeld, die Sensibilität im Alltag – all das lässt sich nicht einfach an einen anderen Ort kopieren. Deshalb bleibt zu hoffen, dass der Protest nicht ungehört verhallt. Denn wer psychische Gesundheit ernst nimmt, darf nicht dort kürzen, wo Hilfe funktioniert. Diese Station ist keine Belastung, sie ist eine Errungenschaft. Ihr drohendes Ende ist medizinisch fragwürdig – und menschlich beschämend.
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