Im ORF-Sommergespräch präsentierte sich FPÖ-Chef Herbert Kickl gestern Abend von seiner Lieblingsseite: als angriffiger Oppositionspolitiker, der im Prinzip froh ist, als Kanzler keine unangenehmen Entscheidungen treffen zu müssen. Das unterscheidet ihn von seinem Parteifreund Mario Kunasek.
Er machte sich lange rar, bevor er – als dramaturgischer Höhepunkt der diesjährigen Sommergespräche – im ORF den bissigen Regierungskritiker gab: FPÖ-Chef Herbert Kickl watschte gestern zur besten Sendezeit vom Bundeskanzler abwärts die „Verlierer-Ampel“ ab. Und dürfte insgeheim froh gewesen sein, als „Volkskanzler“ nicht den finanziellen Scherbenhaufen zusammenkehren zu müssen, den Türkis-Grün hinterlassen hat. War Kickl im Vorjahr noch relativ streichelweich, setzte es diesmal harsche Kritik an Gesundheits-, Asyl- und Pensionspolitik von ÖVP, SPÖ und Neos. Kickl kann Opposition, aber könnte er auch Kanzler?
In den Ländern schaut die Situation mittlerweile ganz anders aus, hier sind blaue Politiker längst in der Regierungsverantwortung. In der Steiermark stellt die FPÖ mit Mario Kunasek überhaupt den Landeshauptmann. Warum das so ist, wurde Herbert Kickl von Moderator Klaus Webhofer gefragt. Anders als im Bund habe die ÖVP in der Grünen Mark die Niederlage akzeptiert, deshalb gebe es hier auch Blau-Schwarz, meinte Kickl.
Was er dabei allerdings vergisst: Um eine Koalition zu zimmern, musste Kunasek auch Kompromisse mit der ÖVP eingehen – vor allem in Personalfragen. Und er muss als Landeshauptmann Unangenehmes umsetzen – etwa den Sparstift zücken, auch wenn es Widerstand gibt. Dass er es sich teilweise damit auch mit der eigenen Wählerschaft – etwa im Ausseerland, wo die Blauen im Vorjahr Rekordwerte verbuchten – verscherzt, liegt in der Natur der Sache. Das unterscheidet einen Regierungschef Kunasek von einem Oppositionsführer Kickl.
Kommen Sie gut durch diesen Dienstag!
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