War Meister Adebar lange nur in den wärmeren Landesteilen der Steiermark ein oft und gern gesehener Sommergast, werden nun immer mehr Sichtungen aus nördlichen Regionen gemeldet, speziell in der Mur- und Mürzfurche registriert man heuer Rekordzahlen. Der Klimawandel spielt dabei nur eine Nebenrolle.
Beste Innenstadtlage, voll möbliert, Erstbezug: Große Freude herrscht im obersteirischen Bruck an der Mur über zwei neue Bewohner, die sich in der Roseggerstraße 24 niedergelassen haben. Bereits 2016 wurde hier von naturaffinen Bewohnern ein Horst errichtet – heuer wurde dieser erstmals auch angenommen.
Der Zuspruch ist breit: „Die Präsenz der Störche bereichert nicht nur das ökologische Gleichgewicht, sondern wird auch von den Bürgern mit Begeisterung aufgenommen“, weiß Sophie Mühlbacher aus Erfahrung. Sie leitet das Artenschutzprojekt „Weißstorch“ des Landes Steiermark, das unter anderem die Betreuung nahezu aller Storchenhorste in der Obersteiermark umfasst.
Rekordzahlen in der Mur- und Mürzfurche
Und da gibt es immer mehr zu tun: „Speziell in der Mur- und Mürzfurche zählen wir in diesem Jahr so viel Störche wie überhaupt noch nie“, sagt Storchenexperte Helmut Rosenthaler aus Tillmitsch. „Bis hinauf nach Judenburg haben sich die Tiere bereits angesiedelt.“
Der Klimawandel wäre einer der Gründe für diese Entwicklung: „Früher war der Norden für den wärmeliebenden Vogel feindliches Gebiet. Jetzt, wo die Temperaturen steigen, ändert sich das“, sagt Rosenthaler.
Hunger wäre aber das weit stärkere Motiv für das veränderte Verhalten: „In den südlichen Bezirken gibt es aufgrund der hohen Schweinebauern-Dichte nur noch Maisäcker. Feuchtwiesen und Tümpel werden häufig trocken gelegt, damit ist es für den Storch unmöglich, Nahrung zu finden.“
Grazer Privatinitiative lässt auf Zuzug 2026 hoffen
Dass sich immer mehr Private um das Wohlergehen der stattlichen Vögel kümmern, wäre ein weiterer Grund für die anwachsenden Populationen in der Steiermark. Rosenthaler: „Mittlerweile gibt es im ganzen Bundesland gute Leute, die sich um die Horste kümmern und etwa das Wasser ausleeren, wenn es einmal länger geregnet hat. Das ist wichtig, da sonst die Eier zu stark auskühlen.“
Jüngstes Positivbeispiel: Nachdem im Grazer Bezirk Ries tagelang drei Weißstörche und sogar auch ein Schwarzstorch ihre Runden gedreht hatten, wurde Rosemarie Lichtenegger aktiv. Die Bewohnerin der Rauchleitenstraße organisierte mit ihrem Nachbarn, einem Landwirt, kurzerhand einen Horst und ließ diesen mithilfe einer Spezialfirma auf einem aufgelassenen Lichtmast anbringen, die Kosten übernahm die Tierfreundin selber.
Nun hofft man auf Zuzug: „Heuer wird dies laut Experten nichts mehr, aber für nächstes Jahr rechnen wir schon mit neuen Nachbarn“, sagt Lichtenegger und lacht.
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