„Zeit war schrecklich“

„Hölle!“ Ski-Athletinnen schießen gegen Ex-Coach

Ski Alpin
24.05.2025 13:10

Estelle Alphand sorgte 2017 mit ihrem Nationenwechsel für Aufsehen – damals verabschiedete sich die Tochter von Ski-Legende Luc Alphand aus dem französischen Skiverband und fährt seither für Schweden, das Heimatland ihrer Mutter. Nun erklärte die Technik-Spezialistin in einem Interview, wie es zu dieser Entscheidung kam und erhob dabei schwere Vorwürfe gegen ihren damaligen Trainer.

Die Zeit unter Ex-Chefcoach Anthony Sechaud (von 2014 bis 2018 im Amt) sei für Alphand „schrecklich“ gewesen. Sie wirft ihm „moralische Belästigung und Schikanen für junge Skiläuferinnen“ vor, wie sie gegenüber der französischen Tageszeitung „Le Monde“ erzählt. Entscheidungen, ob sie bei Rennen starten dürfe, habe sie nicht von Sechaud direkt erfahren, sondern über Medienberichte, „obwohl ich im Training oft die Schnellste war“, so Alphand.

Laut der heute 30-Jährigen habe Sechaud bestimmte Läuferinnen bevorzugt, andere hingegen als Pistenrutscherinnen oder Materialhelferinnen eingesetzt. Für Alphand war 2017 schließlich klar: „Entweder ich höre mit dem Skifahren auf, oder ich gehe woanders hin.“ Sie entschied sich für Schweden, das Heimatland ihrer Mutter und etablierte sich dort im Weltcup. Sechsmal fuhr sie in die Top Ten, ein Podestplatz blieb bislang aus.

Estelle Alphand
Estelle Alphand (Bild: GEPA)

„Es war die Hölle“
Alphand ist mit ihrer Kritik nicht allein. Auch andere französische Läuferinnen berichteten von Problemen unter Sechaud. Marie Massios trat 2018 zurück, um, wie sie sagte, nicht „verrückt zu werden“. Sechaud habe Jennifer Piot, die Junioren-Abfahrtsweltmeisterin von 2017, bei einem Camp ins Gesicht gesagt: „Ich will dich hier nicht haben.“ Sie bezeichnet es rückblickend als „die Hölle“. Ein weiteres Beispiel: Einige Athletinnen mussten einen Vertrag unterschreiben, der sie in die zweite Reihe verbannte. Alphand, die unter starken Rückenschmerzen litt, musste deswegen etwa länger auf den Physio-Termin warten.

Anthony Sechaud äußerte sich inzwischen gegenüber der „L‘Équipe“ zu den Vorwürfen: „Wenn ich von moralischer Belästigung lese, berührt mich das am meisten.“ Er sei wegen der überraschenden Vorwürfe „am Boden zerstört“.

Unterstützung erhält der Coach von einer Gruppe rund um die zweifache Riesenslalom-Weltmeisterin Tessa Worley, die in einer Mitteilung schreiben, dass seine Ansätze zwar anspruchsvoll waren, aber „stets auf Fortschritt und Leistung ausgerichtet“. Er übe seinen Beruf mit „Sorgfalt, Leidenschaft und Hingabe“ aus. Abschließend halten sie fest, sie hätten „volles Vertrauen in die Integrität und Berufsethik von Sechaud“.

Tessa Worley
Tessa Worley(Bild: Birbaumer Christof)

Die Angelegenheit erinnert an die jüngste Causa im ÖSV: Auch dort hatten mehrere Athletinnen – allen voran Stephanie Venier – die Führung von Frauen-Cheftrainer Roland Assinger kritisiert.

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