Sie wollten angeblich nur die Aussicht genießen: Am Muttertag kletterten fünf junge Tiroler über die Leiter des eingerüsteten örtlichen Kirchturms auf dessen Spitze in 46 Metern Höhe und machten es sich dort oben gemütlich. Ein großer Feuerwehreinsatz folgte.
Die Menschen haben unterschiedliche Hobbys: Die einen rudern mit dem Schlauchboot über den Atlantik, andere besteigen Kirchtürme. Letzteres geschah am frühen Sonntagabend in Achenkirch (Bezirk Schwaz) und zog viele Schaulustige an. Während die Passanten um die vier Männer und eine Frau im Alter zwischen 25 und 30 Jahren bangten, genossen die „Kirchturmbesteiger“ die Aussicht und machten es sich knapp unter der Kirchturmspitze fein.
Zuvor waren sie auf der Leiter des zur Renovierung eingerüsteten Kirchturms an der Fassade fast 50 Meter hinauf geklettert. Das Gerüst bot am höchsten Punkt ausreichend Platz für das Quintett.
Geheimnisvoller Rucksack
Die fünf Achenkircher hatten sogar einen Rucksack dabei und ließen es sich in luftiger Höhe offenbar gutgehen – wie lange, wissen nur die Kletterer selbst. Offiziell gibt es dafür zwar keine Bestätigung, etwas angeheitert seien die Kraxler bei der „Kirchturmparty“ aber schon gewesen. Im Rucksack sollen sich entsprechende Kaltgetränke befunden haben.
Die Passanten und Schaulustigen nahmen die Aktion freilich nicht so locker und versuchten, die Abenteurer zum Abstieg zu bewegen. Auf Zurufe reagierten sie jedoch nicht.
„Habe Notruf gewählt“
So wurde Bürgermeister Karl Moser informiert. „Ich habe den Polizeinotruf gewählt“, schildert das Gemeindeoberhaupt. Die Exekutive wiederum verständigte gegen 19.30 Uhr die Feuerwehr Achenkirch. „Um keine Zeit zu verlieren, stiegen ein Kollege und ich ebenfalls an der Fassade hinauf“, schildert der örtliche Feuerwehrkommandant Helmut Künig. Oben angekommen gab es für die vier Männer und eine Frau eine nicht gendergerechte, dafür glasklare Ansage: „Mander, geht’s jetzt obi!“
Das Gerüstnetz befand sich ganz eng an der Leiter, es hätte fast nichts passieren können. Aber eine bessere Sicherung des Zugangs zum Gerüst wäre jedenfalls wünschenswert.
Helmut Künig, Kommandant der Feuerwehr Achenkirch
Bild: ZOOM Tirol
Mit Geleitschutz im Inneren nach unten
Der „Befehl“ fiel deutlich genug aus. „Theater“ machten sie laut Künig keines, alle stiegen „widerstandslos“ zwischen den Glocken hindurch, wo sie drei weitere Einsatzkräfte in Empfang nahmen. Die waren im Turminneren über die Stiege empor gelangt. Mit Geleitschutz ging es dann nach unten.
Kraxler wollten die Aussicht genießen
Die Kraxler wollten die Chance des eingerüsteten Turms nutzen und die Aussicht genießen, rechtfertigten sie sich gegenüber der Feuerwehr. Ob Alkohol Auslöser für die kesse Kletterei war, weiß Künig nicht. „Und in den Rucksack habe ich nicht geschaut“ ...
40 Florianis im Einsatz
40 Feuerwehrleute aus Achenkirch und der Region standen im Einsatz. Auch die Drehleiter der Feuerwehr Eben war schon fast vor Ort – ein teurer Einsatz. Die „Delinquenten“ kommen trotzdem glimpflich und ohne Anzeige davon. BM Moser und Künig „verdonnerten“ sie allerdings zu gemeinnütziger Arbeit: Sie müssen die Fahrzeuge der Feuerwehr Achenkirch putzen – außen und innen. Künig: „Und donn isch da Kas gess’n!“
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